Gefahrene Route

Route in Google Earth/Google Maps verfolgen
Bilder in Google Earth/Google Maps betrachten

Montag, 9. November 2009

Streusand

Willkommen in Deutschland

Nach mehr als 20 Stunden Flug, lande ich am 07.11.2009 in Frankfurt am Main.
Sieben Grad meldet man noch vor dem Ausstieg aus dem Flugzeug.
Und als ich wieder deutschen Boden betrete, ist das erste Wort das ich lese "Streusand". Es ist fett auf einem Eimer in der Gangway geschrieben. Was für eine Begrüßung.
Im vollbepackten Shuttle-Bus zum anderen Terminal gibt es fast Handgreiflichkeiten, weil jemand im hinteren Bereich nicht bemerkt, dass die Türen wegen ihm nicht schließen können. Der Fahrer hätte einfach mal seinen Platz verlassen können, um ihn darauf hinzuweisen. Aber er zieht es vor durch den gesamten Bus zu brüllen. "Willkommen in Deutschland!" flüstere ich dem Pärchen neben mir zu, die ebenfalls gerade aus dem Flieger gestiegen sind.
Wider erwarten hat sich auch etwas verändert, nämlich der Fahrplan der deutschen Bahn.
Nach einiger Verwirrung stelle ich fest, dass die ICE's nunmehr nicht direkt vom Flughafen nach Leipzig durchfahren und auch vom Hauptbahnhof nichts mehr in diese Richtung geht. Man muss jetzt zum Südbahnhof. Aber ich schaffe mit einigem Hetzen meinen Zug und fahre durch herbstliche Landschaften Richtung Osten.

"Wiedereingliederung"

Wie anders hier alles ist. Jeder spricht meine Muttersprache, es ist trotz Herbst noch recht grün, keine Sanddünen, keine Wassertanks, keine Rinder, keine Geländewagen...keine Sonne!
Aber trotzdem ist alles so vertraut.
Als ich Leipzig ankomme, steht Helge am Bahnsteig und holt mich ab. Wie schön ist es erwartet werden!Noch am selben Abend kommt der Bart ab. Wir haben einen riesen Spaß bei der Erstellung der unten angehangenen Bilderserie.
Fast eine Woche habe ich noch mit dem Jetlag zu kämpfen. Aber das macht ja nix. Es war eine gute Idee früher nach Hause zu kommen und Zeit für die "Wiedereingliederung" zu haben.
Oft muss ich schmunzeln, wenn ich gefragt werde, ob ich mich nach der langen Zeit überhaupt wieder an einen "normalen Tagesablauf" gewöhnen kann und "wie schwer es sein wird" wieder arbeiten zu gehen. Zum Glück war Helge oft genug dabei um mit mir zu wissen, dass die allermeisten Tage unterwegs keineswegs aus Faulenzerei bestanden. Es gab immer viel zu tun, anzuschauen und zu fahren. Ganz im Gegenteil erscheint mir das Leben hier fast zu einfach, wo man doch weiß, wo der nächste Supermarkt ist, eine Heizung, einen Kühlschrank und eine Couch hat, kein Geld wechseln und handeln muss.
Am 01.12.2009 stürze ich mich in die Arbeit. Meine alte Firma ist auch meine Neue. Viele Leutchen kenne ich noch aber es gibt natürlich auch Neue Kollegen. Ich bin gespannt!

Reflektionen

Langsam gewinne ich den ersten Abstand zu meiner Reise. Wenn man mitten drin steckt kann man manchmal die Dimensionen einer Sache (ob klein oder groß, bedeutend oder unbedeutend) nicht wirklich erkennen. Wie bei einem gemalten Bild muss man sich ein Stück entfernen um einen besseren Überblick zu bekommen. Gestern bin ich durch meine Fotos gegangen, nur ganz schnell und oberflächlich. Aber schon dabei dachte ich "Ich hab das wirklich getan...". In ein paar Wochen werd ich hier nochmal einen Rückblick posten.



Model "Landstreicher"


Model "Huntsville Texas"


Model "Lech Walesa"


Model "Bronson"


Model "nakscher Hamster"

Freitag, 6. November 2009

Einpacken und Abhauen

Too easy!

In Perth angekommen, schaffe ich es an zwei Tagen, alles für den Rücktransport des Motorrades nach Deutschland fertig zu machen.
Zuerst fahre ich dazu zu Fraser Motorcycles und sichere mir eine Motorradbox. Fraser Motorcycles ist eigentlich ein Händler für Harley Davidson und Ducatis. Kevin meint nur:"Nimm mit, wieviel Du brauchst, wir haben gerade 100 Bikes bekommen!".
Bei DBSchenker, der Logistiktocher der Deutschen Bahn in Perth mache ich mit Penny allen Papierkram fertig und bezahle auch gleich die Kosten, die in Hamburg anfallen. Die Verschiffung kommt auf 563 Euro. Ich finde, das lässt sich sehen, dafür das das Motorrad um die halbe Welt transportiert wird...
Am nächsten Tag werfe ich meine persönlichen Dinge bei einem Hostel in der Innenstadt ab und fahre wieder zu Fraser Motorcycles. Dort wird mir per Gabelstabler eine Kiste auf den Hof gepackt und einer der Stifte hilft mir ein wenig beim Verpacken. Auf der stabilen Palette aus Stahl und Aluminium ist das Bike schnell platziert und verzurrt. Dann noch die Batterie abgeklemmt und fertig. Spritmäßig fuhr ich sowieso nur noch mir heißer Luft. Dann kommt das leichte Gestell außen herum und ein riesiger Karton darüber. Naja, die Aufschrift darauf stimmt nicht ganz. Es ist keine Harley drin.
Dann kommt Peter von den Motorcycle Movers und die große Kiste wird mittels Gabelstabler auf seinen LKW gepackt. Ruck zuck sind wir draußen bei Schenker, die Kiste wird abgeladen, beschriftet und Peter gibt mir für die 80 Dollar Transportkosten auch noch einen Lift bis fast in die Innenstadt.
So einfach war die Verschiffung noch nie!
Am 17.11. verlässt das Schiff Fremantle und ist dann einen Monat später in Hamburg.
So hab ich vielleicht noch in diesem Jahr das Motorrad wieder zu Hause.

Rechnen müsste man können

Ich habe beschlossen, früher nach Hause zu fliegen. Dazu muss ich eigentlich "nur" bei opodo anrufen und bei denen den gebuchten Flug umbuchen. Das scheint einfach, ist es aber nicht. Der Bearbeiter braucht ewig, um mir die anfallenden Mehrkosten in australischen Dollar und Euro auszurechnen. Ich bestätige die Mehrkosten und bekomme grünes Licht für die Umbuchung auf Freitag. In der selben Nacht bekomme ich eine E-Mail von opodo, dass es bei der Flugumbuchung zu Währungsdifferenzen gekommen sei und ich weitere 22 Euro zahlen soll.
Ich schreibe am Morgen eine Mail, dass ich die Kosten nicht tragen werde, da doch der Bearbeiter mit mir die anfallenden Kosten ausgerechnet hatte und das in beiden Währungen. Nachträglich den Währungskurs zu ändern, halte ich für daneben. Es tut sich nichts und ich gehe zu Malaysian Airlines, um mir dort meinen Flug bestätigen zu lassen. Die Damen sagen, meine Buchung sei zurückgezogen worden.
Mit angeschwollener Halsschlagader rufe ich bei Opodo an, die sich natürlich nicht zurückgemeldet haben. Zügig habe ich den Bearbeiter vom gestrigen Tage dran und er will mich schnell in die Enge treiben und meint, wenn ich das jetzt nicht bezahle, würden sie alles abbrechen. Dann sagt er noch in einem Halbsatz, dass er die entstehenden Währungsdifferenzen nicht beachtet hätte aber das sei ja auch egal. Ich verlange den Vorgesetzten und nach weiteren 5 Minuten übernimmt Opodo die 22 Euro. Ich wage zu bezweifeln, dass Opodo Währungsdifferenzen in einer Long Position, d.h. wenn die Fremdwährung fällt, ausgleicht. D.h. auf Deutsch, ich vermute, da wird ein zusätzliches Geschäft mit Währungsdifferenzen gemacht. Nie wieder über einen Online-Buchungsagenten!

Perth and Fremantle

Es bleibt noch ein wenig Zeit, um mir Perth anzuschauen.
Da im Hostel auf einem Board die Dinge stehen, die man in Perth als erstes tun sollte: "schauen sie sich Fremantle an", springe ich in die Bahn und bin bald am Maritime Museum of Western Australia. Ich nehme an der Tour für das hier stehende U-Boot teil. Bis 1997 war das 89 Meter lange U-Boot im Einsatz bei der australischen Marine.
Es ist beklemmend eng und warm im Inneren. Ein ehemaliger Angehöriger der U-Boot-Truppen führt durch das Boot und kann alles genau erklären. Er war 25 Jahrs damit auf See und einmal 8 Wochen am Stück unter Wasser. Nichts für mich.
Fremantle gefällt mir am Ende besser als Perth. Es hat eine lebendige Cafeszene im von alten Gebäuden geprägten Stadtzentrum und wirkt entspannt und freundlich.
Perth ist nett aber nichts besonderes. Das echte Zentrum sind zwei Ladenstraßen nördlich des Swan Rivers. Hier und da gibt es auch hier schön erhaltene historische Gebäude und ein paar Attraktionen. Das Museum of Art of Western Australia stellt gerade Werke von Aboriginies aus. Außer den traditionellen Punktzeichnungen sind auch Fotographien und Skulpturen dabei.

Doch dann heißt es Abschied nehmen.


Jetzt geht's nach Haus, Baby! Good Job!


Manchmal ist eben nicht drin, was drauf steht.


HMS Ovens


Feuerleitzentrale der Ovens


Fremantle


Perth am Swan River


Jede Menge Millionäre gibts in Perth...wohl alles Minenbesitzer...und ihr Spielzeug

Montag, 2. November 2009

Es geht zu Ende

Speedway eben

Das Speedwayrennen in Kununurra war ein Spaß. In Deutschland findet Speedway ja meist auf Aschebahnen und nur mit Motorrädern statt. In Australien ist das anders. Hier hat jeder Ort über 3000 Einwohner eine Speedwaybahn die einfach nur ein großes Oval irgendwo im Busch ist. Tribünen gibt es nicht. Die Fans fahren einfach ihr Geländewagen rückwärts an die Strecke heran und diese dienen dann als Sitzersatz. Da werden Zweisitzersofas hinten drauf transportiert, damit man es bequem hat oder einfach eine Matratze auf den Dachgepäckträger in zwei Meter Höhe geworfen und die Kinder dann hinterher, der besseren Sicht für die Quälgeister wegen. Papi sitzt mit dem besten Kumpel direkt neben dem Eski (Kühltruhe) und parkt sich ein Bier nach dem anderen in den Hals. In den Rennen starten dann in verschiedenen Klassen unterteilte Autos aller Marken gegeneinander. In wilden Drift rasen sie im Kreis und werfen ab und an mit Dreck. In den Pausen gibt es den Burnout Contest der natürlich mit jeder Menge zerstörten Reifen endet. Also mir hat es gefallen!

Verlust…mal wieder

Von Kununurra geht es wieder Richtung Westen auf die Gibb River Road durch das Herzland der Kimberley. Die Strecke ist nicht weiter schwierig und nur ein sehr niedriger Fluss mit dafür sehr großen Steinen ist zu durchqueren. Kleinere Hügelketten durchziehen die Landschaft und es ist einigermaßen grün (nach australischen Verhältnissen). Der Höhepunkt sind allerdings die Gorges, die Schluchten, die durch Flüsse über Jahrmillionen in den Sandstein gefräst wurden. Als ich am Zeltplatz nahe der Bell Gorge ankomme, das Zelt aufbaue und mir kurz danach das Motorrad betrachte, bekomme ich einen Schreck. Mein Kennzeichen ist weg! Ich muss es irgendwo verloren haben. Ich hatte schon vor einigen Tagen bemerkt, dass es an der einen Schraube angebrochen war. Die holprige Piste hier hat ihm wohl den Rest gegeben. Schnell male ich mir ein neues Kennzeichen von Hand und befestige es mit Klarsichtfolie und Tape am Motorrad.
Am nächsten Morgen bade ich ausgiebig in der wunderschönen Bell Gorge. Das Wasser ist wunderbar kühl und man kann sich quasi seinen Pool aussuchen, da das Wasser sich immer wieder in Becken stromabwärts sammelt. Kleine Varane lungern am Ufer herum und lassen sich von der Sonne aufheizen. Mir lässt mein verlorenes Kennzeichen aber keine Ruhe. Ich beschließe bis zum letzten Rastplatz 100 km zurück zu fahren um es zu suchen. Vielleicht sehe ich es irgendwo liegen. Bis zum Barnett Roadhouse sehe ich nichts. Ich frage dort ob vielleicht etwas gefunden und abgegeben wurde aber Fehlanzeige. Ich fahre weitere 80 Kilometer zurück nach Osten und kehre dann um. Ich befürchte nicht genug Sprit zu haben. Die nächste Nach will ich nahe der Windjana Gorge verbringen und habe Mühe, diese vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Bei über 110 km/h auf der Piste treffe ich erst einen fetten Stein und hebe kurz ab und dann bürste ich fast ein Wallaby weg. Und alles wegen eines verlorenen Kennzeichens! Aber ich schaffe es bis zum Nationalparkcampingplatz.
Die vom Lennard River geschaffene Windjana Gorge ist noch spektakulärer als die Bell Gorge. Mitten in der Ebene ragt eine mind. 100 m hohe und so weit das Auge sieht reichende Mauer empor. Für mich sieht das aus wie eine Festungsanlage der Natur. Und an einer Stelle hat der Lennard River eine Bresche hineingefräst. Er hat selbst am Ende der Trockenzeit noch genug Wasser um die kleinen Süßwasserkrokodile schwimmen zu lassen. Durch die Bäume fliegen weiße Kakadus und weiter am Weg hängen tausende Flughunde in den fluterprobten Bäumen. Nach ein paar Kilometern drehe ich um, denn die Hitze nimmt schon wieder sehr zu. Bis nach Derby geht es danach. Am Abend gehe ich mit meinem Zeltnachbarn in den örtlichen Spinifex Pub essen. Er hat vor zehn Jahren mal ein paar Semester Philosophie studiert und wollte dann einfach eine Weile arbeiten. Aus einer Weile wurden viele Jahre auf Rinderfarmen in ganz Australien. Jetzt ist er wieder auf dem Weg Heim nach Victoria und will sein Studium beenden. Als wir uns auf dem Zeltplatz unterhalten sieht er aus, als hätte er gerade tausende von Rindern gemustert. Seine Sachen stehen vor Dreck. Aber als es heißt in den Pub zu gehen verschwindet er in der Dusche und kommt als neuer Mensch wieder, gewaschen, gekämmt und mit viel zu viel Aftershave. Und sogar der speckige Hut wird gegen einen Besseren ausgetauscht. Ja, die Bier zapfenden Damen hinter dem Tresen haben es ihm wohl schon letzte Nacht angetan und auf den Rinderfarmen gibt es so was nicht zu sehen. Als ich von meiner Reise erzähle und meine, dass ich einfach mal wissen wollte, was ich alles bei einem Langstreckenflug zwischen Deutschland und Australien verpasse, kommt doch wieder der Philosoph in ihm durch und er meint: „Heute zählt für Viele nur noch das Ergebnis (Ankommen in Australien) und der Prozess (die Reise dahin) ist nachrangig.“. Ich denke da hat er ein wahres Wort gesprochen.
In Broome angekommen, campe ich nahe dem Cabel Beach. Ich mache einen Ölwechsel in einer Werkstatt und lasse mir ein „neues“ Kennzeichen ausdrucken und laminieren. Mit etwas Tape (DIE Allzweckwaffe unterwegs) wird dieses befestigt und ich bin wieder als Ausländer erkennbar. An einem Abend gehe ich in das Uralte Sun Cinema. Unter freiem Himmel und in einem Leinenliegestuhl sitzend sehe ich „Inglorious Bastards“ während Flugzeuge über uns starten und riesige Flughunde durch das Bild schweben.

Eine Nacht mit Herrmann

Bevor ich nach Sydney fliege um Helge zu treffen, lagere ich das Bike im Schuppen des Zeltplatzes sicher ein. Mein Flug geht über Perth und Melbourne. Und ich bemerke bei 13 Grad in Perth schnell, dass ich meine Kapuzenjacke in Broome auf dem Flughafen vergessen habe. Mein erster Anruf von Sydney aus geht also an den Flughafen in Broome, wo man meine Jacke gefunden hat und mir verspricht sie sicher bis zu meiner Rückkehr zu verwahren. Die nächsten Tage schlafe ich in einem Hostel in Glebe, nahe der Innenstadt.
Und natürlich gehe ich mit Mario an einigen Abenden aus. Am Tag vor Helges Ankunft hole ich ihn von der Arbeit ab und wir besuchen erst zwei Pubs in den Rocks, nahe der Harbour Bridge und bewegen uns dann langsam zu Fuß Richtung Glebe. In jedem dritten Pub kehren (im Australischen: „pub crawl home“) wir ein. Als wir bei Mario ankommen, entscheiden wir uns, den Abend noch nicht zu beenden. Mario springt schnell aus seinen Arbeitsklamotten in etwas Bequemeres und schon sitzen wir in einem Taxi zurück Richtung Innenstadt. Der erste Laden in den wir wollen, es handelt sich natürlich um einen Stripclub, lässt mich nicht rein, weil ich Sandalen anhab. Als ich den Türsteher bequatschen will, dass das doch keine Sandalen seien, meint der zweieinhalb Zentner Mann nur „Ich hab zwei Jahre in einem Schuhladen gearbeitet und das sind Sandalen. Ich kann deine Strümpfe sehen!“. Ok, also wieder in die nächste Taxe und weiter. Wir landen am Ende bei den „Show Girls“ wo Mario uns gleich mal direkt am Tanztisch platziert. Noch bevor das erste Bier gelehrt ist, beugt sich die Tante die gerade tanzt herunter, macht ein wenig Smalltalk und meint zu Mario „Also Süßer, für 20 Dollar lass ich alles fallen.“. Mario mit glasigem Blick: “Ach … yo!“ und grabscht in seinem mit nur fünfzig Dollarnoten gefüllten Geldbeutel herum. Ich helfe ihm aus und platziere 20 Dollar bei der Dame die daraufhin gesagtes tut. Lustigerweise unterhalten wir uns auch dabei noch über ganz andere Sachen und vergessen ab und an hinzusehen. Das geht noch über eine Stunde so und wir lassen noch einige Mädels an- und abtanzen. Aber irgendwann, etliche teure Biere und ein wenig Smalltalk mit dem internationalen Personal später hauen wir ab und schnappen das nächste Taxi nach Hause. Es ist drei Uhr als ich ins Hostelbett falle. Mein in weiser Voraussicht gestelltes Handy überhöre ich mehrfach und verpasse damit das auf 5:15 Uhr bestellte Shuttle zum Flughafen. Um 5:45 Uhr werde ich doch wach, erschrecke und greife mir draußen das nächste Taxi: „zum Flughafen…schnell!“. Der Vietnamese fährt zügig und ich schaffe es mir sogar noch auf der Flughafentoilette die Zähne zu putzen und an einem der Stände einen Kaffee zu trinken. Als Helge endlich vor mir steht, sind ihre ersten Worte: “Du hast eine Fahne!“. Großartig! Eine Nacht mit Herrmann! Aber ich war ja auch nicht unschuldig.

Syndey Clubszene… da gibt’s besseres!

Die Tage mit Helge vergehen wieder wie im Fluge. Wir bleiben im selben Hostel allerdings in einem Doppelzimmer und erkunden von hier aus die Stadt. Gleich am Samstag schmeißt Mario eine Party für uns und lädt allerlei Freunde und Bekannte dazu ein. Gegen zwölf ziehen wir in eine Kneipe mit Live-Musik um und lassen den Abend dort ausklingen. Am Sonntag danach besuchen wir, noch recht müde, ein Konzert im großen Saal der Sydney Opera und sind vor allem vom Stück eines Letten sehr fasziniert.
So vieles gibt es zu sehen und zu tun in Sydney aber trotzdem gehen wir es in Ruhe an. Wir besteigen die Harbour Bridge, essen auf dem Fischmarkt, besuchen das Aquarium, fahren mit der Fähre in den Strandort Manly hinaus, liegen in Bondi am Strand, besteigen den AMP-Turm, essen auf dem abendlichen Nudelmarkt im Hydepark, besuchen den Markt in Paddington und laufen den Küstenwanderweg von Coogee nach Bondi. Nebenbei fallen vor allem mir ein paar wirklich nette „Ersatzstücke“ für meine inzwischen etwas ramponierte Garderobe in die Hand. Und besonders gefällt uns das vielfältige Essensangebot aus aller Welt. So essen wir beim Inder, Chinesen, Thai, Vietnamesen…. Und am Abend nehmen wir immer den von uns innig geliebten Bananenpudding vom Thai um die Ecke mit aufs Zimmer.
Am letzten Freitag wollen wir noch einmal mit Mario ausgehen. Wir beginnen in einem netten Pub voller junger Leute und sind danach leider wirklich enttäuscht vom Nachtleben in Sydney. In drei Clubs in denen eigentlich die Hölle los sein sollte, geht einfach nichts. Keiner tanzt! Eine Weile sind wir in einem alternativen Laden mit einer hyperlauten Punkband. Aber als die fertig sind ist auch hier Ende. Und schließlich werden wir am Eingang eines Tanzschuppens abgewiesen. Na wenn das in Sachen Clubszene alles ist Sydney…gute Nacht!
Am Tag der Abreise von Helge regnet es und auch am nächsten Tag, als ich wieder nach Broome fliege, gießt es aus Eimern! Da haben wir das Wetter gut abgepasst.

Rekorde

Zurück in Broome hole ich meinen Pullover vom Fundbüro am Flughafen ab und lasse am nächsten Tag den in Sydney gekauften und von mir eingeflogenen Hinterreifen aufziehen. Den Rest des Tages hänge ich am Strand ab. Die Luftfeuchtigkeit ist in den zwei Wochen meiner Abwesenheit dramatisch gestiegen und die Regenzeit nicht mehr fern. Da bin ich also froh Broome Richtung Südwesten zu verlassen.
Die 620 km nach Port Hedland werden bei Temperaturen weit über 40 Grad zu einem wahrlich heißen Ritt! Während der Fahrt ist es ab und an so heiß, dass ich das Gefühl habe, im Abgasstrahl eines Düsenjets zu fahren…mit Nachbrenner an wohlgemerkt! Ich trinke 6,5 Liter Wasser und bin fertig als ich ankomme. Die Tante an der Rezeption meint, es wäre 42 Grad heute gewesen. Das war gemessen in Port Hedland, das am Meer liegt. 20 Kilometer im Landesinneren fühlte es sich für mich wie 50 Grad an! So heiß war es noch nicht auf meiner Reise!
Am nächsten Tag breche ich alle Rekorde im Versuch der Hitze Richtung Süden zu entkommen und ziehe die 780 km bis nach Coral Bay durch. Da bin ich natürlich am folgenden Tag mehr auf Liegen am Strand bzw. Schwimmen und Schnorcheln aus, als auf Sitzen. In Coral Bay ragt das Ningaloo Reef so nahe an den Strand heran, dass man einfach nur hineinlaufen muss um all die wunderbaren Korallen und bunten Fische um sich sehen. Also tat ich das bewaffnet mit einer geliehenen Schnorchelausrüstung. Die Temperaturen bewegten sich auch nun nur noch um 35 Grad und am Abend kam eine kühlende Brise über das Meer gezogen. Wie gut ich da schlief!
Trotzdem hielt es mich nicht weiter hier.
Weiter ging es nach Hamelin, um den uralten Stromatoliten (Einzellern in Kolonien leben, die aussehen wie Steine) einen Besuch abzustatten. Cervantes schließlich mit der mystischen Pinnacles Desert, die aus tausenden Steinkonen besteht, die wie eine versteinerte Armee in der Wüste darauf wartet wiederbelebt zu werden, ist die letzte Station vor Perth. Hier bleibe ich einen Tag und organisiere weitere Dinge für die Verschiffung des Bikes nach Deutschland.

Es geht dem Ende zu. Aus irgendeinem Grund bin ich müde, müde vom Reisen, müde meine Geschichte zu erzählen, müde der immer neuen Stationen. Ich sehne mich nach einem zu Hause, nach all den Menschen die ich zurückgelassen habe und einfach auch nach ein wenig Alltag. Es wird Zeit anzukommen und es ist ok so!


Besser als neu...oder?















Bell Gorge


Windjana Gorge


Crazy Herrmann


Sydney Opera...und wir waren drin!!!


Auf dem Küstenweg von Coogee nach Bondi


Blick vom AMP Tower in den Hyde Park und den abendlichen Nudelmarkt


Blues Brother oder was?


Paradise Beach nahe Coral Bay


The Pinnacles