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Dienstag, 23. Dezember 2008

Weihnachten im Himalaya

Hindustan hier komme ich

Endlich in Indien, denke ich auf dem Weg nach Amritsar. Ich habe es bis hierher geschafft. Als ich im Juli daran dachte, um die Weihnachtszeit in Indien zu sein, schien mir dieser Gedanke surreal. Nun ist es Wirklichkeit.
Ich checke im Hotel Blue Moon ein, in dem Stephan freundlicherweise schon mal den Preis für mich vorverhandelt hat. Er ging schon einen Tag vor mir über die Grenze und wir treffen uns hier wieder und nehmen eine gemeinsame Motorrikscha zum goldenen Tempel, dem Wahrzeichen Amritsars.
Ich bleibe auch den folgenden Tag noch in der Stadt und bin mehrfach am und im Tempel. Er ist das höchste Heiligtum der Sikhs und steht in mitten des Amrit Sarovar (dem Nektarbecken…einem See). Hier wird Religion offen gelebt. Am Sonntag ist es sogar recht voll und die Schlange auf der schmalen Brücke zum Tempel ist lang. Auch beim Speisesaal, bei dem kostenlos Essen ausgegeben wird, ist die Menschenschlange lang. Und davor kann man sehen, wie Viele mithelfen das Essen vorzubereiten oder das Blechgeschirr abzuwaschen. Alles ist Generalstabsmäßig organisiert und … es klappt. Gegen 15:00 Uhr sind plötzlich rund 100 Männer mit Eimern bewaffnet zur Stelle und es ist Zeit den Tempel zu säubern. Dazu wird Wasser aus dem See einfach über die Marmorböden und an die Marmorwände gekippt und dann mit großen Abziehern wieder zusammengeschoben. Die gesamte Szenerie wird ununterbrochen von den Gesängen und Gebeten der Priester im goldenen Tempel begleitet, die über große Lautsprecher ständig hörbar sind. Am Grab des Gründers Guru Nanak wird ununterbrochen aus dem heiligen Buch der Sikh gelesen und die Menschen prozessieren vorbei und bringen kleine Essensopfer. Ich sitze mehr als zwei Stunden an einer Stelle und betrachte das Treiben. Das hat schon was.
Indien ist schon ein wenig moderner als Pakistan. Das sieht man vor allem am Straßenbild.
Was mir außerdem sofort ins Auge sticht sind … Frauen. Die letzten Wochen habe ich nur verschleierte Frauen mit Hejab (traditionelles Kopftuch), Djador (schwarze Robe) oder gar Burka (Vollverschleierung) gesehen. Das hatte sich im Osten Pakistans schon entspannt.
In Indien nun sieht man Frauen mit offenen Haaren. Sie haben knallbunte Salvare an und tragen offen Schmuck. Ich gebe zu, die ersten paar indischen Frauen habe ich angestarrt.

In den Bergen

Bevor ich Helge in ein paar Tagen in Delhi wieder sehe, habe ich noch etwas Zeit. Mehrfach wurde mir von Sam (2) und Stephan die Himalaya Region empfohlen. Gut, es sind nur 200 Kilometer bis dahin, also los.
Mein Ziel der Ort Mcleod Ganj bei Dharamsala. Er ist bekannt geworden, weil hier der Dalai Lama sein Exil-Heim hat. Den Weg über wundere ich mich, dass der Höhenmesser nur wenig ansteigt. Auch als ich in den Bundesstaat Himaachal Pradesh einfahre sehe ich am Horizint noch keine Berge. Die Berge des Himalaya steigen sehr abrupt aus der Ebene auf und das Vorgebirge ist deshalb recht schmal. Daher haben es erst die letzten 30 Kilometer in sich.
Ich durchquere Dharamsala und finde in Mcleod Ganj schnell ein Zimmer zu einem fairen Preis. Es hat zu drei Seiten Fenster und erstrahlt im Sonnenlicht. Bei einem ersten Rundgang durch den kleinen Ort mit vielen Hotels, fallen natürlich sofort die vielen buddhistischen Mönche und Nonnen in den traditionellen Gewändern auf. Aber es hat sich auch schon eine mehr oder weniger erleuchtete temporäre Gemeinde aus Ausländern gebildet. Die typischen Rastafaries eben. Nach dem ich den Sonnenuntergang mit Blick auf die Berge genossen habe, gehe ich tibetisch Essen. Die Nuddelsuppe mit Lammfleisch ist echt lecker. Dazu gibt es ein Glas dicken Zitronentee.
Heute nun war ich wandern. Ich wollte das Ende des Vorgebirges erreichen um einen guten Blick auf die schneebedeckten Berge dahinter zu erhaschen. Leider gelang mir dieses nach über vier Stunden Wanderung nicht. Ich habe über 500 Höhenmeter bewältigt, bin aber irgendwo vom Weg abgekommen und musste mich über Ziegenpfade und teils quer Feld ein durchschlagen. Am Ende musste ich einsehen, dass die obere Kante des Höhenzuges wahrscheinlich weitere 500 bis 800 Meter über mir liegt und es an einem Tag schlecht zu schaffen ist. Über 2000 Metern hatte ich auch ein wenig mit der Höhe zu kämpfen. Man glaubt ja gar nicht wie schwer die Beine schon in dieser Höhe nach einem leichten Anstieg werden. Da kann man nur sagen, Respekt Reinhold!
Nach einer Dusche und zwei meiner Lieblingsriegel Schokolade von Cadburry ging es dann noch mal zum Tsuglagkhang Komplex, dem Exil-Sitz des Dalai Lama. Eine persönliche Audienz war leider nicht möglich aber ich habe die einfachen Tempel besucht und natürlich das tibetische Museum. Das die Chinesen auch ausgerechnet während der eigenen Kulturrevolution Tibet einnehmen mussten, ist tragisch. Dadurch wurden in kürzester Zeit tausende Stätten der tibetischen Kultur zerstört. Und nun können die Chinesen Tibet nicht mehr aus den Krallen geben, weil sie sonst ihr Gesicht vor der Welt verlieren würden. Und was das für Asiaten bedeutet, dürfte klar sein.

Weihnachten unterwegs

Vor zwei Tagen war ich ein halbes Jahr unterwegs. Das war für mich ein besonderer Tag. Ich habe in diesen sechs Monaten viel gesehen und bin vielen interessanten Menschen begegnet.
Morgen beginnt nun Weihnachten. Und ich werde wieder allein sein.
Aber ich habe ein schönes Zimmer, habe mir Räucherstäbchen und Kerzen gekauft und über meinen Rechner läuft abwechselnd das Weihnachtsoratorium von Bach und die von mir so heiß geliebte amerikanische Weihnachtsmusik von Bing Crosby. Ich werde mich morgen Abend irgendwo stundenlang mit Essen voll schlagen und am nächsten Tag nach Shimla weiterziehen.
Es ist nicht ganz einfach hier ein Weihnachtsgefühl zu entfachen. Aber es wird mir schon gelingen und schließlich wollte ich das ja alles auch so, bin gesund und guter Dinge.

In der Hoffnung, dass es meinen Lesern auch so geht, wünsche ich ein geruhsames und feierliches Weihnachtsfest.


Goldener Tempel bei Tag


...und bei Nacht


Und noch ein Tempel


Nicht der Drachentöter...der Drachensammler


Mein Zimmer in den Bergen


Blick auf Mcleod Ganj


Gelebter Glaube


In einem der Tempel des Tsuglagkhang Komplexes

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Sascha,

Wir wünschen dir alles gute zu Weihnachten und das größte Geschenk hast du dir ja schon selbst erfüllt. Zu Weihnachten in Indien zu sein.
Ein Frohes Fest und guten Hunger, beim Essen.

Ciao
Henry und Daniela

Anonym hat gesagt…

mmääähhhh.
500 Höhenmeter in 2000 Meter Höhe haben dir also zu schaffen gemacht - das ich nicht lache.
Ich hoffe dir ist Weihnachten gut bekommen und jetzt wünsche ich einen Guten Rutsch ins Neue Jahr.

Anonym hat gesagt…

Viel Glück und Gesundheit und ordentlich Grip im neuen Jahr wünscht Jörg aus Leipzig. Ich warte immer gespannt auf Deine Reiseberichte. Gute Reise weiterhin.

Anonym hat gesagt…

Hey Du,

ist zwar ein bissl verspätet, aber trotzdem noch Glückwunsch zum Bergfest des ersten Jahres...bin mal gespannt was noch so alles kommt bei Dir!

Fühl Dich gedrückt!

Anja :-)