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Samstag, 19. Juli 2008

Der Desperado erwacht

Goldjunge

Was macht man um sich Finnland anzusehen...frage ich mich...
Logisch, man leiht sich ein Kanu. Das mach ich dann auch gleich am Inarijärvi, Lapplands größtem See, für einen Tag.
Eigentlich paddel ich den ganzen Tag wie ein Trapper und lege mich nur Mittags an einem kleinen Strand in die Sonne.
Am Ende habe ich laut GPS 14 km zurückgelegt und brauche Fleisch zum Abendessen!

Auf dem Weg Richtung Süden mache ich bei der alten Goldgräbersiedlung Tankavaara halt. Das Museum hat außer allerlei Ausstellungsstücken auch Informationen über den historischen und aktuellen Goldabbau in der weiten Welt zu bieten. Schockiert bin ich über drei Bilder aus Brasilien von 1982. Sie zeigen biblisch wirkende Szenen von einer Unzahl kaum bekleideter Arbeiter die in einer riesigen Grube Abraum per Spitzhacke und Hand beseitigen. Und das zu meinen Lebzeiten...unglaublich.
Natürlich kann man auch ein wenig Gold schürfen und ich setze mich mit Gummistiefeln und Schürfteller zu den anderen in das kalte Wasser. "There, that's Gold.". "Can't see anything!". Ein Helfer muss mir meinen Goldfund ernsthaft auf dem Silberteller zeigen. Die drei winzigen Goldkörner darf ich aufgeklebt mitnehmen. Aus "nicht mehr arbeiten" wird dann erst mal nix!

Extrem aufpassen muss ich hier übrigens auf die frei rumlaufenden Rentiere. Sie stehen oft mitten auf der Straße oder passieren diese in Herden.
Ein Finne berichtete über Gerüchte, dass ein Motorradfahrer mit einer schweren Maschine einmal ein Rentier zu spät gesehen und es mitten durchgefahren hätte.
Ich hoffe für ihn, dass er eine Goldwing hatte. Dann konnte er wenigstens die zwei Hälften hinten drauf gleich grillen!

Wollt ihr kein Geld verdienen?

Ich komme zusammen mit Lukas (einem Schweizer den ich schon auf dem letzten Zeltplatz in Sodankylä kennengelernt hab) zum Kino in Rovaniemi und die Kasse hat geschlossen.
Die Tante ist aber noch da und antwortet nur durch einen Schlitz im Kassenhäuschen. Nein, sie kann uns kein Ticket mehr für den Film verkaufen, weil sie jetzt nach Hause
muss. "Sind denn alle Plätze belegt?", "Nein". Aber der Film soll doch erst in 5 Minuten losgehen...
Dann kommt ein gesprächigerer Herr und meint: "Es ist doch schon 21:30 Uhr und der Film läuft schon über eine Stunde!". "Wie über eine Stunde?..."
Da hatte ich wohl beim Grenzübertritt...vor drei Tagen...meine Uhr gar nicht eine Stunde vorgestellt. Erst finde ich das Mist...dann gut, denn es zeigt, dass Zeit nicht mehr die Rolle spielt. Außer man will ins Kino!
Lukas schlägt vor in den nächsten Pub zu gehen und so geschieht es dann auch. Die Herrschaften dort haben alle schon ordentlich einen im Tee.
Auch die jungen Damen die sich zu uns an den Tisch setzen, rücken nach 10 min. smalltalk raus mit der Sprache. "Wir hatten nur Geld für diese Drinks. Könnt ihr nicht mal...?". "Abfahrt!" Ihr Resümee zu Rovaniemi, ihrer Heimat, ist: "Don't come here in winter!". Hatte ich auch nicht vor!

Essen in Rovaniemi

Rovaniemi ist die heimliche Hauptstadt Lapplands und nur 60-tsd. Leutchen wohnen hier.
Ich lasse mich auf einem 3-Sterne Zeltplatz direkt am Fluss nieder und laufe Richtung Innenstadt. Die alten Holzhäuser wurden beim Rückzug deutscher Truppen im "Zweiten" fast alle zerstört. Daher ist Rovaniemi städtebaulich recht modern. Es gibt dennoch einige interessante Gebäude, die der Star-Architekt und Designer Alvar Aalto entworfen hat. Auch das Gebäude in dem das Arktikum untergebracht ist, ist recht imposant. Ein netter zwei Stunden Rundgang informiert mich über arktische Völker weltweit und die Kultur Lapplands, sowie die Veränderungen der letzten Jahre.

Nachdem das Preisniveau in Norwegen ja so war, dass man jedes Mal an der Kasse mit den Tränen zu kämpfen hatte, ist nun in Finnland alles gut.
Erstens: Finnland hat den Euro. Da fällt der Preisvergleich leichter.
Zweitens: Die Preise sind hier deutlich niedriger.
Seit dem ich unterwegs bin, hab ich ständig Hunger. Das ist wirklich furchtbar. Könnte manchmal Mittags ein Rentier fressen. Zwischenzeitlich haben da auch schon die von Natur aus schon kaum gegebenen Reserven drauf gehen müssen (Gürtel letztes Loch und so...).
In Finnland bekomme ich da das dämliche Grinsen beim Supermarkt-Besuch kaum aus dem Gesicht. Da kaufe ich meine lieb gewonnenen Ballerina-Kekse (mit Nougatfüllung...extrem Ballerina geeignet) für 30% weniger als in Norwegen und ein Kilo (!) Fruchtjoghurt für 1,09 €. Dann fallen mir noch drei Schweineschnitzel (insg. 500 Gramm) und ein paar weitere Kleinigkeiten in den Korb und der Tag (und mein Gürtel) ist gerettet.

Der Desperado und die Legende der fetten Ladies

Gestern Abend hatte der Desperado einen herrlichen Sonnenuntergang am Fluss.
Nach vier Wochen unterwegs fühlte er die Wandlung zum Nomaden. Solange der Himmel über ihm ist, weiß er, Probleme können ihn verlangsamen aber nicht aufhalten.
Probleme sind nur dazu da herauszufinden, wie sehr er wirklich ankommen will.
Bisher war alles leicht. Europa ist für den Desperado bekanntes Terrain. Aber nun wird es mit jedem Kilometer anders. Osteuropa und dann Asien warten auf ihn. Eine allmähliche Steigerung des Grades an Fremdheit- und Schwierigkeiten wird damit einher gehen.
Aber wo auch immer er auftaucht, lebt er unter den Menschen wie einer von Ihnen. Er isst, schläft und wandelt unter Ihnen, bis er schließlich weiter zieht.
Die entstehende Legende der "fetten Ladies" ist untrennbar verbunden mit der Geschichte des Desperados. Einst gab es zwei fette Ladies die dem Desperado mit auf die Reise gegeben worden waren. Sie hatten den Zweck, Anfang und Ende seiner Reise zu markieren. Eine der fetten Ladies wurde im Süden Lapplands, an einem Fluss bei Sonnenuntergang durch den Desperado geopfert. Die Zweite sollte um die halbe Welt getragen werden und ihr Ende dort finden.

Der Desperado findet übrigens Leute, die von sich in der dritten Person berichten recht befremdlich.

PS: by the way, ein paar Freunde hätten einen Flug für 2 Personen abzugeben.
Hier die Daten:
- Hin – und Rückflug für 2 Personen von Berlin / Schönefeld nach Bergen / Norwegen
- Abflug am 18.08.08
- Rückflug am 01.09.08
- Gepäck: pro Person 10kg Handgepäck und 20 kg Hauptgepäck (max. 2 Gepäckstücke pro Person)
- Preis: 340,00€ (Umbuchung wird übernommen)
Wer Interesse hat bitte kurze Mail an: sascha@motorbike-desperado.de


Trapperleben


Goldrush


Die zwei fetten Ladies


Opferung einer fetten Lady


Rovaniemi bei Nacht

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ahhh, die Wandlung hat begonnen...
...aus Asche wird Feuer geschlagen - aus Schatten geht Licht hervor - die Gesichtsbehaarung nimmt zu.
Richtung Pakistan-Indien wird dir das die Sympathien sichern.
Immer wieder erfreulich, den Weg des Desperado mitzuverfolgen.
Keep on rollin brother!!

Anonym hat gesagt…

Wow...was so ein gepflegter "Gesichtspullover" alles ausmachen kann...RESPEKT!!! :-) Wünsch Dir alles Gute + liebe Grüße aus der Heimat!!! Anja

Anonym hat gesagt…

yeahhq, meiner.
Absolut Desperado bei der Cohiba-Opferzeremonie.
cool dass du dich nicht von den hühnern einwickeln lässt, da hat schon so mancher desperado ganze digitale equipments eingebüßt - you know.

Anonym hat gesagt…

Der Gesichtspullover ist der Hammer! Steht Dir richtig gut. Habe es heute endlich geschafft mal in Deinen Blogg zu schauen und bin absolut begeistert.

Alles Gute und Grüße aus der Heimat.

Stefan G.