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Dienstag, 8. Juli 2008

Hubert und die Sahnepudding-Oma

Bergen - Trondheim

Als ich Bergen verlasse fängt es an zu regnen. Mir egal. Ich hatte hier Sonne am Himmel und WLAN im Zelt!
Am ersten Tag der Fahrt nach Trondheim fahre ich fast nur durch Tunnel. Nach dem ersten mit 11,4 km bekomme ich kurz Luft und es geht gleich in den nächsten Tunnel mit 5 km Länge.
Aber der Hammer (!!!) war wirklich der 25 km Tunnel (Laerdals-Tunnel). Als ich wieder raus kam, war ich mir nicht sicher ob ich nicht doch im Tunnel einen LKW oder eine Kuh übersehen hab und ich mich in Kürze mit Stammbaum und Sozialversicherungsnummer beim Harfenspiel einfinden muss. Habe dann bei einem Campingplatz an einem Wasserfall gehalten und mir eine Runde Sauna (exklusiv, da bin ich eigen) gegönnt und dann schön aufgewärmt das bescheidene Spiel unserer Mannschaft beim EM-Finale angesehen.
Am nächsten Morgen stelle ich beim Abbau des Zeltes fest, dass eine zweite Zeltstange gebrochen ist. Das F-Word fällt mehrfach. Auf der weiteren Fahrt nach Trondheim regnet es ohne Unterlass und ich muss mehrfach halten um mich nach Höhenquerungen aufzuwärmen. Da halfen auch alle Tüten in den Schuhen nichts. Ich war nass bis auf die Knochen.

Zelt Erster Aufzug

In Trondheim angekommen fahre ich gleich in die Stadt und finde nach kurzer Suche doch tatsächlich einen dieser G-Sports. Und der Typ geht doch mit mir auf den Dachboden und hat einen ganzen Sack voller Ersatzzeltstangen? Ich suche mir drei raus und fahre Richtung Zeltplatz, der ca. 20 km außerhalb liegt.
Ich melde mich bei der freundlichen älteren Dame an der Rezeption an.
Da ich ungern für den Austausch der gebrochenen Zeltstange den Gummi durchtrennen möchte, frage ich wieder bei der freundlichen Rezeptionistin nach einem langen Instrument um den Blocker, welcher den Gummi in der Zeltstange fixiert, herauszurücken. Ich zeige dazu die entsprechenden Teile vor. Sie spricht ein wenig Deutsch und es kommt zu folgendem kurzen Dialog:
"kaputt, Tjelt?"
"Ja sicher aber ich hab ein Ersatzteil...."
"...ich geb Dir Hütten" (hält mir einen Schlüssel an die Brust)
"...ja aber das löst doch mein Problem nicht, haben sie nicht vielleicht..."
"
...kost nix extra"
"achso, ...wirklich...ja dann....danke"

Und so komme ich wie die Jungfrau zum Kinde zu einer Hütte für mich allein. Die liegt nur 40 Meter Luftlinie von der Rezeption entfernt und hat daher (Knüller !!!) WLAN!
Das heißt ich sitze abends und skype und lese und schreibe Mails.

Zelt zweiter Aufzug

Da sich am nächsten Tag nichts finden lässt, fahre ich wieder nach Trondheim in das Sportfachgeschäft meiner Wahl und lasse dort den Blocker entfernen. Alles gut.
Ich schaue mir Trondheim und damit natürlich den berühmten Nidaros-Dom an. Er ist der größte Dom Skandinaviens und Norwegens Nationalheiligtum (what ever...).
Am späten Nachmittag habe ich Zeit das Treiben auf dem Zeltplatz zu beobachten. Am besten ist immer die Szene, wenn das ältere Pärchen mit dem Wohnmobil zur Brauchwasserentsorgung fährt.
Die Frau steht hibbelig halbrechts hinter dem zurücksetzenden Camper (natürlich im toten Winkel) und ruft: "Kanscht noch, Hubert!" (lauter und mit leichtem Singsang) "Sch'geht noch!". Dies überhört Hubert sowieso und steigt sicherheitshalber dreimal aus um sich mit schwer gewordenem Schritt selbst zu vergegenwärtigen, dass der Camper doch immer noch 2 Meter Platz zur Mauer hat. Da könnt ich stundenlang zuschauen!

Zelt dritter Aufzug

Am Abend des selben Tages bemerke ich, dass für meine zwei Zeltstangen-Probleme, nur eine gekaufte Zeltstange passt. VauDe hat für die First-Stange ein leicht dickeres Stangen-Modell gewählt.Ich frage mich kurz ob das wirklich wahr sein kann...
Und da nur Hartnäckigkeit zum Ziel führt, wie Peter - mein Pflegevater, immer sagt, fahre ich am nächsten Tag auch ein drittes Mal nach Trondheim in das Sportgeschäft und werde, bevor ich mich erklären kann, mit einem "do you break'em all the time?" begrüßt...Toll wenn alle gleich wissen worum es geht! Aber ich bekomme alles was ich brauche und dampfe Richtung Norden ab.

Küstenstraße Nr. 17 und Helgeland

Das Wetter ist prächtig und ich fahre nach Steinkjer ab von der blöden E6, die fortan weiter im Inland verläuft und einer der logistischen Lebensadern Norwegens ist.
Die Straße ist nun schmaler, windet sich um grüne Hügel und immer am Meer entlang Richtung Norden. In einem Endorphinschub schreie ich in den Helm "Danke Norwegen, für diesen Tag und dich als Land, Danke!"
Bald schon halte ich an einer kleinen Raststelle an, sitze in der Sonne, esse und lege mich schließlich auf den Rasen. Als ich wieder aufwache sitzt keine 5 Meter von mir ein älteres Paar und fragt:
"Na, gut geschlafen?".
"Yo!"
Die beiden sind aus Trondheim und auf der Fahrt nach Narvik. Opa ist größer als ich, schmal und hat sich sonntagsfein gemacht. Oma hat einen Faltenrock an und strahlt mich die ganze Zeit mit einem warmen Gesichtsausdruck an, den die Sahnepudding-Omis in der Werbung haben. Als ich frage warum sie so gut Deutsch können, sagen sie nur "Alte Leute, sie wissen schon...früher". Wir reden ein wenig und dann steigen sie in ihren nagelneuen Audi A4-Kombi und Opa fährt los wie ein Mann. Ich treffe die beiden in den folgenden drei Tagen noch zwei Mal. Die Sahnepudding-Oma erkennt mich immer gleich und strahlt mich an und ruft immer "...bis zum nächsten Mal!".
Die folgenden Tage ist es herrlich warm und freundlich. Ich fahre immer an der Küste entlang. Setze ein halbes Dutzend Mal mit der Fähre über und besteige am Abend kleinere Berge um mir einen Überblick zu verschaffen. Ich durchquere... Helgeland, ein herrlicher Teil Norwegens. Für mich ist dies bisher das schönste Stück Norwegen. Deshalb: Vergesst Südnorwegen...kommt nach Helgeland!!!

Außerdem besuche ich den Svartisen-Gletscher. Er ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens und ich komme nach ein wenig Kletterei so dicht an ihn heran, dass ich ihn berühren kann. Er brummt, ächzt und säuselt in der prallen Mittagssonne. Ich trinke sein Wasser und weiß, dass ein Großteil des Schmelzwassers in einen unter dem Gletscher liegenden Tunnel fließt, um anschließend ein 350 MWh-Wasserkraftwerk im Berg anzutreiben. Das hätt' ich auch gern mal gesehen!

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Die Hütte mit WLAN


Irgendwo auf einem Berg


Die Eagles hatten unrecht...


Svartisen-Gletscher


Lofoten


Mitternachtssonne auf den Lofoten (07.07.2008 00:46 Uhr)


Mitternachtssonne auf den Lofoten 2 (07.07.2008 00:47 Uhr)


Von wegen zum Baden in den Süden...in den Norden!!!


Campingplatz Tromsö

3 Kommentare:

Mario hat gesagt…

Neid Junge Neid. Wenn mein Konto wieder vorm platzen ist komm ich Dir entgegen gefahren.

Lieben Gruß aus dem Zielort

Majo

Anonym hat gesagt…

Ich war vor 2 Jahren in Süd Norwegen (Kristiansand) und werde in diesem Jahr in der Nähe von Stavanger meinen Urlaub verbringen... ich glaube ich werde doch noch ein Stück höher müssen.. Tolle Bilder! Weiterhin gutes Wetter und nicht von den Tunneln unterkriegen lassen :-)
Kann man die Maut mit Karte bezahlen?

Gruß
Ralf aus Leipzig

Anonym hat gesagt…

Ach halts Maul Mensch, das hält ja kein zuhausegebliebener mehr aus hier. Neid (O-Ton majo) ist ja wohl maßlos untertrieben.
Ich verstehe von Mal zu Mal Finns Tagesmutti besser, die demnächst auch nach Norwegen auswandern will.
Weiterhin viel Glück vor allem mit den Zeltstangen.