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Freitag, 29. August 2008

Schlamm und blutige Hände

Hohe Tatra

Ich mache mich nach 4 Nächten in Krakau wieder auf den Weg und lande bevor ich die Stadtgrenze verlasse in einem fetten Stau. 50 km südlich fängt sich die Landschaft an zu erheben und man kann am Horizont das Massiv der Hohen Tatra erkennen. Eigentlich ist dieses gar nicht so groß und man kann die gesamte Ost-West-Ausdehnung von der Ferne erkennen.
Nachdem ich die Grenze zur Slowakei überschritten habe, fahre ich in einem großen Halbkreis um die östliche Seite der hohen Tatra herum. Ich lande am Ende in einem der Hauptorte der hohen Tatra, in Tatranska Lomnica, auf einem der beiden Zeltplätze. Der örtliche Supermarkt sieht aus als habe man einfach nur neue Ware in alte Regale gepackt. Die unfreundlichen Kassentanten passen dazu.
Leider kann ich nicht auf die Tatra, weil der Sessellift nicht fährt. Ich hätte wahrscheinlich sowieso keine Aussicht gehabt, weil die gesamte Spitze in Wolken gehüllt ist. Also koche ich und lege mich hin.
Am nächsten Tag fahre ich durch viele Dörfer und kleine Städte Richtung Ungarn.
Die vielen Gipsies fallen sofort auf. Sie stehen oft am Straßenrand und verkaufen Blaubeeren. Meist haben sie die schlechteren Häuser in den Orten. Viele Orte haben außerdem „Neubau-Befall“ aus sozialistischen Tagen mit vielen unangetasteten Wohnblocks, mit Originalfarbe und Fenstern.
Ich habe noch ein wenig Geld in Slowakischen Kronen und will es ausgeben bevor ich die Grenze zu Ungarn passiere. Ich überlege immer, ob ich für das Restgeld entweder tanke oder mir etwas zu essen kaufe. Diesmal halte ich in einer Kleinstadt beim örtlichen Lidl. Nachdem ich ein paar Dinge in Händen halte, laufe ich gedankenversunken und wahrscheinlich aus früherer Gewohnheit heraus an den „Ramsch-Angeboten“ vorbei, die es in jedem Lidl gibt. Dann denke ich „Momentchen!“. Ich stehe tatsächlich vor einem Regal mit…festhalten…Biker Socken…aus CoolMax, wasserdicht, atmungsaktiv…für umgerechnet 4,95 €!!! Und nachdem ich durchgerechnet habe, muss ich nicht einmal etwas von den anderen Dingen zurücklegen…Triumph!!! Ich beschließe sofort 4 der 5 Paar Socken die ich in Norwegen gekauft habe zu verschenken….irgendwo. Nie wieder nasse Füße!

Schlamm und blutige Hände

Ungarn ist wie man es sich vorstellt, flach, Männer mit Schnurrbärten etc.. Nach einiger Zeit hab ich genug von der Hauptstraßenfahrerei und biege ab, um ein paar Dorfstraßen zu befahren. Zunächst fahre ich eine breite Alleestraße und grüße ein paar Schäfer am Straßenrand mit ihren Herden. Dann hört der Straßenbelag einfach auf und es wird erdig. Da es letzte Nacht wohl auch hier geregnet hat, ist es recht schmierig. Ich muss vorsichtig sein. Die Straße wird zu einem Feldweg und windet sich Richtung Puszta hinaus. Ich bin sicher, dass der Weg in irgendeinem Ort an einer befestigten Straße endet. Also weiter. Bloß vorsichtig mit den dunklen, feuchten und schlammigen Stellen! Ich hab einige Male zu tun, die Fuhre auf Kurs zu halten. Nach 20 km sehe ich ein paar große Gebäude, es sind wohl Viehställe. Aber der Weg führt daran vorbei und es ist sowieso keiner da. Nach 2 Kilometern geht es an einem Bauernhof nicht weiter. Ich stelle mein Bike ab und gehe in Richtung der vor dem Gebäude stehenden Personen. Ein paar noch kleine Hütehunde begrüßen mich. Ich hebe meine offene Hand, um zu grüßen. Auch nehme ich meine Sonnenbrille ab. Diese benutze ich immer bewusst um Distanz zu wahren oder abzubauen. Wenn man die Augen eines Menschen gesehen hat, erkennt man ihn wieder. Bis zu diesem Moment ist er nicht so einfach wieder erkennbar. Er geht leicht in der Masse unter und es ist unsicher ob er möglicherweise gefährlich ist. Stehe ich also Leuten gegenüber, mit denen ich lieber keinen Kontakt aufbauen will, lasse ich die Brille auf, bleibe fremd und fern. In diesem Fall aber eben nicht, denn ich will ja wissen wo die nächste Straße ist.
Vor dem Haus steht der Bauer. Er ist sturzbetrunken. Er gibt mir die Hand und zum Glück habe ich den Handschuh noch an, denn er hat einen fast durchgebluteten Verband an der rechten Hand. Ich frage nach der Straße und er versteht NIX. Da kommen die anderen Personen ins Spiel. Es ist ein älterer Mann und ein Junge. Er scheint zu verstehen und gibt mir zu verstehen, dass ich ihm in seinem Auto folgen soll. Nach meiner Interpretation, war das der Hausarzt auf einem Besuch bei einem „Patienten“. Ich folge ihm in seinem Lada Niva mit Speed über die Felder. Es gibt noch einige hakelige Stellen und nach 10 km bin ich wieder auf der Straße. Ich übernachte auf einem Zeltplatz in Tiszafüred, zusammen mit 200 Schülern. Ich befürchte „Ruhestörungen“ in der Nacht und werde überrascht als sie bis Mitternacht zusammen singen und danach einfach Ruhe ist.
Ich fahre durch den Hortobagy Nationalpark, eine riesige Grassteppe. In Debrecen, der zweitgrößen Stadt Ungarns finde ich nach einiger Sucherei eine Pension und miete mich ein. Der Vermieter wohnt bei seinen Eltern im Erdgeschoss in der Pension. Ein Typ im Unterhemd und ein kleiner Abzocker dazu. Aber nicht mit mir. Er will mir noch mal 3 Euro für den Internetzugang abknöpfen aber ich sage „ Nö, brauch ich nicht“. Ich hab da schon herausgefunden, dass der Spieleshop auf der anderen Seite des Hofes ein ungesichertes Netz hat. Das Zimmer ist recht old school aber ok und das Bad ist in alten mintgrünen Kacheln gehalten.
Es sind weitere 120 km bis zur rumänischen Grenze…


Hohe Tatra


Die ländliche Slowakei


Wenn ich mir ungarische Werbung vorstelle...dann diesen Typen mit offenem Hemd, Kette und schwarzer Katze

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gruß zurück!