Gefahrene Route

Route in Google Earth/Google Maps verfolgen
Bilder in Google Earth/Google Maps betrachten

Mittwoch, 12. November 2008

Zurück in der Türkei

Oasenstadt

Ich bleibe eine Nacht in Irbid (Jordanien) und bin am nächsten Morgen früh an der Grenze zu Syrien.
Die Hoffnung bei einem größeren Grenzübergang schneller abgefertigt zu werden erfüllt sich und so bin ich nach eineinhalb Stunden auf der Schnellstraße nach Damaskus. Nach einer langsamen Umfahrung mit wiederum jeder Menge Verkehr geht es weiter Richtung Nordosten, in die Wüste. Langsam wird der Verkehr weniger. Noch 250 km bis Palmyra. Links der Straße erhebt sich über die gesamte Strecke eine Hügelkette. Trotz nahezu nicht vorhandener Vegetation sehe ich immer wieder Nomadenzelte, einzeln oder in Gruppen, inmitten der Ebene stehen. Die Herden aus Ziegen sind meist nicht fern. Kamele sieht man nirgends bei den Nomaden. Diese sind längst durch Offroad-Geländewagen oder kleinere LKW’s ersetzt worden.
Bei Sonnenuntergang erreiche ich Palmyra und das Erste das ich sehe, sind die riesigen Ruinenfelder. Da wird mir klar, nur eine Nacht zu bleiben würde diesem Ort nicht gerecht werden. Am nächsten Tag mache ich mich also auf, die Ruinen der „Palmenstadt“ Palmyra zu untersuchen.
Die antike Stadt wurde im 2. Jahrhundert vor Christus gegründet und gelang als Durchgangs- und Handelspunkt für Karawanen auf der Seidenstraße zu Reichtum und Macht.
Eine kurze Periode der Unabhängigkeit vom römischen Imperium endete aber schließlich mit der gewaltsamen Übernahme der Stadt durch Aurelians Legionäre im 3. Jahrhundert. Ab diesem Zeitpunkt ebte der Karawanenhandel stark ab und die Stadt hatte nur noch militärstrategische Bedeutung. Heute leben 40-tsd. Menschen in Palmyra und viele von Ihnen gehen immer noch in die Palmengärten um Datteln zu ernten.
Der Tempel des Bel ist das am besten erhaltene Gebäude von Palmyra und war dem gleichnamigen mesopotamischen Gott gewidmet. Von da aus führt der Weg durch die ein Kilometer lange Kollonadenstraße, vorbei an der Agora (dem Marktplatz), den Bädern, dem Theater und dem Tetrapylon (vier mal eine Gruppe von vier Säulen). Am Ende hat man von einem kleinen Hügel eine schöne Aussicht über das Gelände.
Weiter westlich folge ich dem Tal der Gräber. In mehr als einem Dutzend mehr oder minder gut erhaltenen quadratischen Türmen wurden hier, in engen Wandnischen, Bürger von Palmyra beigesetzt. Die Türme enthielten zum Teil hunderte Gräber und jedes Grab hatte eine Abschlussplatte mit einer Art Büste des Verstorbenen.
Zum Abschluß kämpfe ich mich noch den Berg zum Quala’at ibn Maan hinauf. Diese von einem libanesischen Kriegsherren im 17-ten Jahrhundert erbaute Festung, ist nicht recht spektakulär im Inneren, bietet aber den besten Ausblick über die gesamte Umgebung.
Um mich bei ca. 28 Grad am Mittag zu stärken, habe ich mir am Vorabend ein paar Datteln als Wegzehrung gekauft. Die dunkle, entkernte Sorte mit Nussfüllung hat es mir angetan. Die Früchte sind so herrlich süß und der Kontrast mit der Nuss ist einfach köstlich.

Kampfgewicht und Ölfuß

Das halbe Kilo Datteln überlebt die zwei Tage in Palmyra nicht und überhaupt habe ich beschlossen, dass ich mal wieder etwas zulegen sollte. Die Verdauungs-Geschichte in Hama (Syrien) hat mich etwas Substanz gekostet und die muss jetzt wieder her.
Dieses Prinzip halte ich auch die folgende Woche in Sanliurfa durch und genehmige mir jede Menge leckere türkische Mahlzeiten, Kiloweise Nussmischungen sowie Schokoladenriegel.
Sanliurfa soll für ein paar Tage meine Basis sein. Ich miete mich in einem Hotel mit kleinen aber sauberen Zimmern und drahtlosem Internet ein.
Ich gebe die Adresse noch am Abend meiner Ankunft an Helge weiter und Sie schickt, ebenfalls noch an diesem Abend, einen Umschlag mit meinem zweiten Reisepass ab. In diesem Reisepass befinden sich die Visa für Pakistan und Indien, die Helge in meinem Namen in Deutschland beantrag hat.
Die Zwischenzeit nutze ich, um das Motorrad zu warten und mich in (kurz) Urfa umzusehen.
Zu Ersterem Zwecke, besorge ich einige Dinge wie Öl, Kühlflüssigkeit, Reinigungszeug etc. und fahre kurzerhand bei einer der kleinen Moped-Werkstätten um die Ecke vor. Die Jungs bekommen natürlich riesen Augen und verstehen erst einmal nix. Mich verständlich zu machen bereitet mir einige Probleme. Ja, ich brauche nur Eure Werkstatt als Platz, ich mache den Ölwechsel selbst.
Das geht dann auch in Ordnung und ich rolle in den Raum der kleiner ist als eine deutsche Standardgarage. In Windeseile sind Verkleidungsteile abgebaut aber dann…
Die Ölablassschraube klemmt. Das hat sie schon in Bukarest getan. Und das ich und der Meister mehrfach mit der Nuss abrutschen gefällt dem Sechskant natürlich gar nicht und er sieht schlechter und schlechter aus. Für einen Moment sehe ich große Probleme auf mich zukommen und habe Tag-Alpträume davon wie die Jungs versuche die Schraube herauszubohren…aus einem Aluminiummotor…Horror!
Der Meister kommt mit einer Gasflasche und einem Brenner und beginnt die Schraube anzuwärmen. Sie rührt sich nicht. Schließlich stellen wir das Motorrad auf eine untergestellte Verlängerung auf der die 24-er Nuss sitzt. Nun kann nix mehr verrutschen. Der Meister setzt die Verlängerung aus einem Stahlrohr an und…die verfluchte Schraube ist lose. Ich bin begeistert. Dann geht alles schnell. Öl raus, Filter raus, neues Öl rein, Zündkerze wechseln, alles wieder zusammenbauen und ich rolle raus. Der Meister will eigentlich nix aber er bekommt dennoch einen großzügigen Schein von mir zugesteckt. Vielleicht ist es eine Anzahlung für die Lederjacke, die vorhin ein Vertreter anbot und die er begeistert anprobierte…
Die Ölablassschraube hält erst einmal aber ich brauche eine Neue. Der Versuch eine solche von der ebenfalls BMW-fahrenden Verkehrspolizei zu besorgen scheitert, da diese keine Ersatzteile haben und zur Not eine Schraube selbst drehen würden. Das will ich dann auch nicht.

Lass mich fliegen

Seit 5 Nächten sitze ich nun in Sanliurfa fest und der verdammte Brief ist immer noch nicht da! Ich habe mir auch schon die Festung, die heiligen Karpfen und den Basar (mehrfach) angeschaut. Sanliurfa ist eigentlich eine interessante und nette kleine Stadt mit einer interessanten Geschichte. Angeblich hat Abraham, der Stammvater aller Semiten, hier 7 Jahre in einer Grotte verbracht und wurde bei der Zerstörung heidnischer Götzenbilder ertappt und sollte verbrannt werden. Allerdings wurden die Flammen zu Wasser und der Scheiterhaufen zu Karpfen. Abraham wurde von der Festung geschleudert und landete sanft in einem Rosenbeet.
Auch leben hier viele Kurden. Sie sind ja in Deutschland durch den Konflikt mit der Türkei und durch einige Aktionen im Nord-Irak zu trauriger Berühmtheit gekommen. Kurden gibt es im Iran, Irak, Syrien und der Türkei. Sie haben eine eigene Sprache, eine eigene Kultur und stehen schon seit allen Zeiten im Kreuzfeuer angrenzender Reiche und Staaten. Im Straßenbild fallen sie zuerst durch die hell-lila-farbenen Schals und Kopftücher auf. Die Frauen tragen viel farbenprächtigere Gewänder als jede Türkin sie tragen würde und haben oft Nasenringe oder Tätowierungen unter dem Mund. Männer tragen die traditionellen Pluderhosen, bei denen der Schritt in der Tat unterhalb der Knie hängt. Sie haben wirklich ein wenig andere Züge als viele Türken und bei manchen erahne ich indisches Blut.
Trotz alle dem bin ich mehr als bereit weiter zu fahren. Ich fühle mich wie eingespannt in eine riesige Armbrust, bereit abgeschossen zu werden. Und keiner drückt den Abzug…


152 km bis in den Irak


Tempel in Palmyra


Tetrapylon


...Details...


Gräbertürme


Quala’at ibn Maan (love the name!)


Sonnenuntergang in Palmyra


...


Wer einen dieser Karpfen ißt erblindet. Deshalb nur füttern!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

*klick* (das ist das Geräusch, das der Abzug macht)

Mähhhh