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Mittwoch, 8. Juli 2009

Surfen zwischendurch

Ein Drink zu viel

Steven weiß wie man als Hostel-Besitzer eine Verbindung zwischen den Gästen herstellt und fragt daher einfach in alle Zimmer wer gern mit zum Inder essen gehen will. Da bin ich natürlich dabei. Nach dem Essen und einem kleinen Rundgang über den Nachtmarkt in Chinatown geht es in eine Poolbar. Steven bestellt und plötzlich steht ein Eimer mit 5 Flaschen Jazz-Bier da. Was anderes als Bier scheint es hier nicht zu geben. Also muss ich mich bei 4 anderen Jungs wohl anpassen und trinke mit.
Nach dem ersten Bier hält sich mein Entsetzen in Grenzen, als quer durch den Raum eine Ratte rennt. Etliche Billardspiele und 2 Eimer später wird beschlossen in einen Club mit Live-Musik weiter zu ziehen. Ich bin angeheitert aber noch klar genug um zu merken, dass die Fahrt mit dem Auto eines Freundes von Steven total unnötig war, denn 500 Meter schafft man doch schnell zu Fuß. Im Club geht es ordentlich vorwärts , denn eine Band mit weiblicher Sängerin macht Druck. Steven hat schon wieder Bier bestellt. Wo soll das nur enden?
Es wird angestoßen, getanzt und gelacht. Um 2:30 Uhr geht die Musik aus, das Licht an und alle anderen Gäste gehen. Unverständnis macht sich breit bei uns.
Inzwischen habe ich schon ordentlich einen im Tee und wundere mich, dass mein Englisch besser denn je ist. Als wir aus dem Club gehen fällt ein leuchtendes Schild auf der anderen Straßenseite 50 Meter in unsere Richtung auf. Ja da geht doch noch was. Also rein.
Ich setze mich an einem der Tische und sofort sitzt eine junge Asiatin neben mir. Als sie mich fragt, ob ich ein Bier trinken will, verneine ich klar. Ich hab genug. Und so schnell wie sie neben mir saß ist sie wieder weg.
Ein Blick in den dunklen Raum offenbart den Zweck des Etablisments. Auf einer Bühne steht eine Chinesin und singt aus voller Kehle eine chinesische Ballade. In einer Ecke sitzen Männer mit weiteren Damen und verfolgen das Geschehen mehr oder weniger interessiert. Verdammt, ich hasse diese chinesischen Karaoke-Schuppen. Und weil ich nicht der Einzige bin der so denkt, sind wir nach 3 Minuten wieder draußen. Es folgt ein kurzer Weg für ein Nachtmahl beim örtlichen Schotten (McD) und danach ein tiefer Schlaf. Am nächsten Tag wache ich spät auf und lasse es langsam angehen. Im Hostel sitzen wir um den Küchentisch und trinken Kaffee und Tee. Die Stereoanlage spielt Klassiker der 70-er und 80-er. Als ich gegen 13:00 Uhr sicher bin keinen Restalkohol mehr spazieren zu fahren und mich endlich aufraffen kann zu packen, spielen die Eagles „take it easy“ für mich. Eine Erfahrung der anderen Art in Melaka, Malaysia.

Zurück in Sing

Nach einer Nacht in Johor Bahru, der Grenzstadt zu Singapur stehe ich früh auf denn der Tag verspricht lang zu werden. Ich muss zuerst zu Fuß über die Grenze und einige Formalitäten erledigen, bevor ich mit dem Motorrad einreisen kann. Zuerst gilt es die richtige Malaysische Versicherung zu finden, die auch für ausländische Fahrzeuge Versicherungen für Malaysia und Singapur ausstellen kann. Ohne diese Versicherung würde ich in Singapur kein erneutes ICP (international circulation permit – einer Art Basisbetriebserlaubnis und Grundwegezoll) ausgestellt bekommen. Bin ich froh, dass die Versicherung für einen Monat hier nur 10 Euro kostet und nicht wieder 120 Euro für eine Woche, wie in Singapur!
Schließlich fahre ich mit dem Bus und der U-Bahn nach Singapur hinein und bekommen mein ICP und mein Carnet vorgestempelt. Das war einfacher als gedacht und so habe ich sogar noch Zeit um in Singapur zu bummeln.
Gegen 18:30 Uhr bin ich zurück in Johor Bahru, Malaysia, und zwänge mich in der Abstellkammer, in der meine Sachen lagern, in meine Motorradkombi. Der Grenzübertritt dauert am Ende mehr als zwei Stunden, weil ich in Singapur noch meinen Road Pass (eine Art Chipkarte für die Bezahlung der Mautgebühren) erneuern lassen muss. Alle Grenzbeamten sind sehr hilfreich und versuchen mir die Formalitäten so einfach wie möglich zu machen. Gegen 21 Uhr rollt meine BMW über die Straßen Singapurs und ich brauche keine Angst vor dem elektronischen Mautbrücken mehr zu haben, denn sie werden um 20 Uhr alle abgeschaltet. Wäre ich früher gefahren, hätte ich an der Grenze noch ein elektronisches Mautgerät installieren müssen. Darauf hab ich keine Lust, denn es muss Erstens am Motorrad befestigt und Zweitens auch am Ende wieder zurück gebracht werden. Meine Rechnung geht also auf und wenig später wird im Stadtteil Little India in ein Hostel eingecheckt.
Ja und Little India heißt nicht umsonst so. Hier wohnen hauptsächlich Inder und es wird indisch gekocht, gesprochen und gefeiert. Von letzterem überzeuge ich mich in der Bar gegenüber vom Hostel mit dem viel sagendem Namen „Mumbai Underground“. Hier tanzen jeden Abend mindestens drei Damen auf einer Bühne im bauchfreien Sari gekonnt zu elektronischer Hindi-Musik und die indischen Männer darum und darauf sind derart ekstatisch, dass man einen Lachkrampf bekommt und nach 5 Minuten an die frische Luft muss.

Stress von 10 bis 12

Nebenbei ist natürlich die Verschiffung des Bikes nach Australien zu organisieren. Dazu nutze ich mal wieder geschickt die Abschaltung des elektronischen Mautsystems zwischen 10 und 12 Uhr morgens und rase zu einer Tankstelle und wasche und poliere die Maschine zusammen mit drei anderen Tankstellenangestellten für eine Stunde. Das ist nötig, denn absolute Freiheit von allen Pflanzen und Tierteilen ist eine Anforderung der australischen Quarantänebehörde für die Einfuhr von Fahrzeugen. Andernfalls machen die sauber und das kostet dann entsprechend.
Der Papierkram gestaltet sich dank weitgehender Erfahrung der Frachtgesellschaft Perkins mit Fahrzeugverschiffungen relativ einfach und so fahre ich am 26.06. das Bike in besagter Mautabschaltzeit zum Hafen Jurong (Singapur hat übrigens sechs Häfen). Dort wartet um 12:45 Uhr ein Fahrzeugtransporter auf mich, der das Motorrad in den Hafen fahren soll. Das ist nötig, da Motorräder auf dem Hafengelände nicht fahren dürfen.
Der Transporter hat eine im 30 Grad Winkel aufsetzbare Ladefläche. Ich fahre das Bike vorsichtig auf der rechten Seite hoch bis der Hinterrad vom Asphalt ist. Das ist heikel, denn wenn das Bike jetzt nach rechts kippt, ist da 1,5 Meter nichts und ich mache ordentlich den Affen. Aber es geht alles gut, das Carnet wird gestempelt und wir fahren hinein in den Hafen. Dann wieder vorsichtig in einer der riesigen leeren Frachthallen abladen. Der Transport nach Australien ist einfacher als der von Indien nach Singapur war. Keine Kiste muss gebaut werden. Das Motorrad wird einfach vom Frachtunternehmen in einen Seecontainer geschoben, befestigt und fertig. „Roll on, roll off“ nennt sich das im Fachjargon. Und als ich im Büro mit den indisch-stämmigen Malayen über mein Ganesha-T-Shirt, wird mir auch die Neuigkeit über den Tod des King of Pop, Michael Jackson, verkündet. Tja, Elvis, Steve McQueen, Bob Marley, Freddy Mercury, Michael Jackson…wir müssen alle sterben.
Ich werde noch von einem netten Mitarbeiter des Transportunternehmens bis ins Büro von Perkins mitgenommen und auch dort, während der Bezahlung, bemüht man sich mich schnell abzufertigen, denn ich habe es eilig.

eat, sleep, surf

Zehn Tage in Singapur oder in Darwin auf den Transport des Bikes zu warten ist Zeitverschwendung. Ich kenne beide Städte und bin nach Bangkok, Kuala Lumpur, Singapur etc. auch ein wenig Städtemüde. Also was machen?
Der Finger auf der Karte verrät, dass zwischen Singapur und Australien Indonesien liegt. Und was kann man auf der Insel Bali sehr gut machen, was ich schon immer ausprobieren wollte? Surfen!!!
David, ein ehem. Kollege aus Leipzig und erfahrener Surfer, empfiehlt das Kima-Surfcamp auf Bali. Ich buche eine Platz und die Flüge nach Bali und dann nach Darwin und los geht’s.
Am gleich Tag an dem ich mein Motorrad aufgebe lande ich also auf Bali, werde von Mike, einem Surfguide abgeholt und ins Camp nach Seminyak, 3 km nördlich der Touri-Falle Kuta, gebracht. Jetzt bin ich auf der südlichen Hemisphäre.
Gleich am nächsten Tag geht es mit der Surfschule los. In fünf Tagen „Grundausbildung“ in der Ripcurl School of Surf lerne ich alle grundlegenden Techniken des Surfens und schlucke jede Menge Salzwasser. Dazwischen verschlinge ich riesige Mahlzeiten und versuche mich mit ein paar anderen Surfern am Hausstrand in den Wellen.
Die Tage eines Surfers beginnen meist früh mit einer Surf-Session vor dem Frühstück. Dazu trägt man sich am Abend vorher in eine Gruppe für einen Surf-Spot ein und wird dann mit dem Campeigenen Fahrzeugen hingebracht. Bei den Spots variieren natürlich Schwierigkeitsgrade und Wellenverhältnisse (swell) von Tag zu Tag. Die zweite Session ist dann am Nachmittag und dazwischen wird mehr oder weniger gegessen und geruht. Eat, sleep, surf (essen, schlafen, surfen) ist das Motto.
Dazwischen stürze ich mich ein paar Mal ins verrückte Nachtleben Kutas. Die Bar- und Diskoszene ist, sagen wir mal, vielfältig. Im Sky Garden wird ab 23 Uhr bei lauter Hip-Hop-Touri-Mucke Vodka von jungen Damen auf dem Tresen direkt aus der Flasche in die Münder geschenkt und im Hintergrund exibitionieren sich die am Tag verstrahlten Freiwilligen endgültig auf einer Tanzbühne vor allen anderen.
In den 10 Tagen steigt dank jeder Menge Surftrainings, Essen und Waschgängen in den Wellen mein Fitnessgrad an. Leider reicht es nicht um mit den Paddelleistungen erfahrener Surfer mitzuhalten. Und wenn ich sehe, wie Mädels die 10 Jahre jünger sind als ich 20 Mal die fast 2 Meter Wellen überwinden und rauspaddeln und ich nach dem 5-ten Mal atemlos treibe, fühle ich mich alt. Die reine Oberkörperbelastung beim paddeln bin ich vom Motorradfahren nicht gewöhnt. Hier mache ich viel mit den Beinen und mit guter Technik ist beim Straßenfahren selten großer Krafteinsatz notwendig. Beim Offroadfahren ist Ganzkörpereinsatz gefragt. So viel zu meiner Entlastung.
Die letzten drei Tage miete ich mir einen Scooter und erkunde die Insel auf eigene Faust. Der Süden ist leider recht verbaut und wird von hartnäckigem Verkehr geplagt. Im Norden ist es schöner und natürlicher. Hier gibt es Reisfelder, heiße Quellen und Vulkane. Bali ist, im Gegensatz zum Rest Indonesiens, hinduistisch geprägt. Und so gibt es genau wie in Indien jede Menge Tempel zur Huldigung der Götter. Der Hinduismus deckt viele Bereiche des täglichen Lebens ab, vom morgendlichen Aufstellen kleiner Opfergaben an den Türschwellen zum Abwenden böser Geister bis hin zu prächtigen Prozessionen auf der Straße.
Nach einem Tag in Ubud mit ein paar lieben Freunden von Helge die hier Urlaub machen, habe ich am letzten Morgen Glück. Die grünen Wellen laufen am Sandstrand in der Nähe des Camps fast bis ans Ufer und Brechen langsam. Ideale Verhältnisse für Anfänger. Ich schnappe mir ein Dutzend Wellen und reite sie mehr oder weniger gekonnt auf dem geliehen 7,6 Malibu-Board ab. Was für ein Geschenk zum Schluss von Neptun!

2 von 3 ... Stolz

Nach mehr als 9 Monaten verlasse ich Asien. Ich habe diesen riesigen Kontinent von der Meerenge der Dardanellen in der Türkei bis nach Bali in Indonesien durchkreuzt.
„Vielfalt“ ist das Wort das mir bei Asien sofort einfällt. Es gibt so viele verschiedene Formen des Lebens der Menschen hier, von den Nomaden in der Wüste Syriens über die Tuk-Tuk Fahrer in Indien bis hin zu den Börsenmaklern in Singapur.
Der zweite von drei Kontinenten ist durchquert. Wenn ich mir die Bilder anschaue kann ich es kaum selber glauben und ich bin ein wenig wehmütig Asien nun zu verlassen.
Aber es gilt noch einen großen Schritt zu tun … Australien.
Die wirkliche Ziellinie meiner Reise „vom Nordkap nach Down Under“ habe ich mir auf die Harbour Bridge in Sydney gelegt. Ich werde, nachdem mich Helge und Lasse einen Monat besucht haben, zunächst von Darwin aus auf dem Carpentaria Highway Richtung Osten fahren bevor ich Cape York in Angriff nehme. Danach geht es relativ schnell entlang der Ostküste nach Sydney. Genau wie die Küste Norwegens vor dem Nordkap, meinem Startpunkt, wird alles nach Sydney eine Art Abklingen sein.
Von dort aus geht es quer durch New South Wales und Südaustralien zurück ins rote Zentrum und zum Ayers Rock und von dort aus über die Tanami Road in die Kimberleys, im Nordwesten. Perth bildet den Endpunkt meiner Reise. Von dort fliege ich Ende November nach Hause.


In Action...ohne Helm erst nach der Schule


Guter swell am "old man"


Leben im Surfcamp...


...echt die Hölle


Und das kommt davon...


Individueller Board-Transport


Reisfelder auf Bali


Besakih-Tempel


Zeremonieller Umzug in Semarapura

3 Kommentare:

Mario hat gesagt…

da issn Datumsfehler 26.07. kann ja nicht ganz sein dat kommt ja erst noch.... und "sicher" fliegst Du wieder nach Hause ;-)

Schäfchen hat gesagt…

Määäähhhäähähähähhhh!
Was laberst du für eine Gülle Majo?
Hast du nicht bemerkt (erster Absatz) dass unser Bussard auf der Schwelle zum "normalen Menschen" stand? :-)
Und hey auf dem Surfbrett machste die gleiche Figur wie ich der Tage auf dem Schneebrett - sie nennt sich kackender Fuchs - sher witzig.
Aber jetzt schönen Familienurlaub.

Anonym hat gesagt…

... und ich sage dir, hättest du nach den Bierchen noch ein schnäpschen probiert, dann hättest du auch zusätzlich sämtliche asiatische Dialekte verstanden und auch gesprochen ...

mr.Nice