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Donnerstag, 6. August 2009

Streckenbefahrung

Guten Morgen Darwin

Unendlich müde stehe ich in einer Schlange. Sie scheint endlos. Wann geht das hier endlich weiter? Ich will nur noch ins Bett.
Gerade bin ich in Darwin gelandet. Aber meinen Triumph in Australien, auf dem dritten und letzten Kontinent meiner Reise angekommen zu sein, kann ich mitten in der Nacht nicht auskosten.
Die Beamtin von der Einwanderungsbehörde fragt mich wie ich meinen Aufenthalt von bis zu 6 Monaten finanzieren kann. „Ersparnisse!“ antworte ich kurz und bündig und frage mich ich den Eindruck mache aus Schwarzafrika einzureisen. Ich hab jetzt keine Lust mich hier zu erklären. Hab doch schon einen Kontoauszug bei der Beantragung meines Langzeitvisums eingereicht und finde das alles auch bei allem Verständnis erniedrigend. Was soll der Mist jetzt? Aber alles geht seinen Gang und ich komme zur nächsten Schlange…der Quarantäneschlange…die ist noch länger.
Australien hat strikte Regeln für die Einfuhr von Pflanzen oder Tieren und jede (un)beabsichtigte Einfuhr stellt eine Bedrohung für das sensible ökologische Gleichgewicht des Kontinents dar. Daher bekommt jeder einen Zettel zur Deklaration bedenklichen Materials gereicht und muss jede Menge Angaben machen. Ich gebe an nichts Bedenkliches dabei zu haben. Aber als bei einem Paar ein wenig vor mir in der Schlange der Koffer geöffnet wird fällt mir mein Paar Wanderstiefel ein. Ist mir jetzt auch egal, ich bin zu erledigt um mir gegen vier Uhr morgens Gedanken um balinesischen Dreck an meinen Schuhen zu machen. Auch hier habe ich Glück. Kurz vor fünf falle ich ins Bett des Hostels und schlafe lang.
Beim Frühstück an einer der wenigen großen Straßen in Darwin stelle ich nun mit Freude auch optisch fest, dass ich in Australien bin und endlich stellt sich auch die in der Nacht ausgebliebene Euphorie ein. Es ist um die 28 Grad und die Luft ist trocken, untypisch kühl für das sonst so schwüle Darwin. Auf den Straßen ist für die von mir gewohnten Verhältnisse kein Verkehr. Sieht man mal ein Auto, so ist es meist ein Geländewagen und meine Augen verfolgen ihn bis zur nächsten Ecke. Diese großen Kisten mit Reservekanistern, Sandblechen, Dachzelten, Watschnorcheln, Seilwinden und umgedrehten Aluminiumbooten auf dem Dach sind ein Augenschmaus. Sie machen klar, dass Darwin eine Oase in der Wildnis ist und das es vor allem südlicher viele Ecken gibt bei denen man nicht unvorbereitet aufkreuzen sollte. Ich muss zugeben, ich fahre voll auf dieses Offroad-Zeug ab. In Deutschland erscheint mir ein Geländewagen deplatziert. Aber hier ist ein solches Gefährt nicht Teil dümmlichen Prollgehabes, sondern ein Werkzeug für den harten Einsatz.

Ausgebremst

Zwei Tage später ist mein Motorrad angekommen. Ich war bereits beim Zoll und habe dort bei der sehr freundlichen Dame am Schalter einen Termin für die Inspektion zusammen mit der gefürchteten australischen Quarantänebehörde gemacht.
Als ich mit einem Hostelmitbewohner gerade am Mindil-Beach unterwegs bin, bekomme ich einen Anruf von Simon. Simon hatte seine Maschine fast zeitgleich in Singapur aufgegeben und sie war mit meiner im selben Container gelandet. Die nette Frau von Perkins in Singapur, der Frachtgesellschaft, hatte dafür gesorgt, dass wir voneinander wussten. Am Vortag hatte ich eine Mail von ihm bekommen, dass er in Perth ist und gedenkt einzufliegen um sein Motorrad in Empfang zu nehmen. Nun ruft er mich also auf meiner brandneuen australischen Handy-Nummer an, um mir zu sagen, dass der Zoll die Maschinen schon am Morgen gesehen hat und ich nur noch den Stempel in meinem Carnet brauche sowie der Termin mit der Quarantänebehörde um eine halbe Stunde vorverlegt wurde.
Im Büro von Perkins am Hafen treffe ich wenig später auf Simon. Seine Geschichte ist auch nicht schlecht. Er ist aus Süddeutschland Ende März diesen Jahres (!) aufgebrochen und wollte einfach nur fahren. Das hat er dann auch gemacht und ist nach 3 Monaten schließlich in down under angekommen. Nun hat er aber nicht mehr viel Zeit, da sein Heimflug von Perth nach Deutschland in weniger als 10 Tagen geht….und Perth 5000 km entfernt ist.
Zusammen mit dem Quarantänebeamten betreten wir eine Lagerhalle und ich sehe meine unbeschädigte Maschine stehen. Freude!!!
Dann beginnt die Inspektion. Der Beamte spanischer Herkunft und italienischen Wurzeln lässt mich und Simon die Sitzbank abnehmen und die gesamten Koffer ausräumen. Mit einer Taschenlampe leuchtet er in alle Ecken des Bikes und lässt sich auch den letzten Ausrüstungsgegenstand erklären und ggf. öffnen. An beiden Maschinen bemängelt er Schmierstoffreste in der Nähe der Kette (Kettenfett) und meint mit wichtiger Miene, dass in diesen alle Arten von Tieren und Pflanzenteilen (inkl. Samen) verborgen sein können. Uns wird erlaubt diese mit einem Hochdruckstrahler zu entfernen. Danach ist er zufrieden und gibt uns grünes Licht. Wir sind beide erleichtert.
Zurück im Perkins-Büro informiert uns Toni (übrigens ein weiblicher Name in Australien, weil mit einem ‚i’ geschrieben) darüber, dass der Zoll unsere Motorräder festgesetzt hat. Sie kennt den Grund nicht. Simon ruft daher im Zoll-Büro an und wird an eine Hotline verwiesen. Mit dieser telefoniert er eine geschlagene halbe Stunde ohne zu erfahren warum die Motorräder festgehalten werden. Es wird nur gesagt, dass die Freigabe bis zu 48 Stunden dauern kann. Diese Zeit hat Simon definitiv nicht und er ist verständlicherweise aufgebracht.
Als ich merke, dass wir gegen Wände laufen und klar wird, dass die Hafenarbeiter die Halle mit unseren Bikes sowieso schon verschlossen haben, rede ich Simon zu, die Sache für heute auf sich beruhen zu lassen. Bei einem Drink besprechen wir das Geschehene und am Abend besuchen wir den Mindil-Market, eine Art Nachtmarkt mit gutem Essen und Live-Musik.
Punkt 8:45 Uhr am nächsten Morgen stehen wir wieder bei Toni auf der Matte. Sie hat keine neuen Nachrichten für uns. Noch immer hat der Zoll die Sperre auf unseren Motorrädern nicht aufgehoben. Wir gehen zum Zollbüro. Die ehemals so freundliche Dame am Schalter ist plötzlich verschlossen wie ein Stockfisch. Nein, sie kann uns keine Angaben machen und weiß auch nicht, wann wir unsere Bikes mitnehmen können. Die Sache liegt nicht in ihrer Hand und wir können nur die Hotline anrufen. Unser Unverständnis ist groß und Simon platzt fasst der Kragen. Er sagt ihr, dass die Hotline meinte, dass wir zu ihr gehen sollen. Was nun?
Sie verschwindet im Büro, kommt zurück und sagt nur, dass die Motorräder bis 11 Uhr frei sein sollten. Wir gehen frühstücken. Schließlich klingelt Simons Telefon gegen kurz nach 10 und Toni verkündet, dass die Maschinen frei sind. Der Zoll führt Stichproben auf Drogenschmuggel durch und unsere Maschinen mussten erst von einem Drogenhund gecheckt werden. Wir schütteln den Kopf. Warum wird das nach der Quarantänekontrolle gemacht? Wir mussten dabei alles öffnen und der Hund hätte überall schnüffeln können. Na ja, auch hier gibt es sinnlose Amtsaktionen.
Simon schwingt sich sofort auf sein Bike und ist weg. Nach 5 Tagen bekomme ich eine SMS, er ist gut angekommen.
Ein Gutes hat das Ganze aber am Ende für mich doch. Ich kann das Motorrad für relativ wenig Geld für die nächsten vier Wochen gleich bei Perkins einlagern und muss keines der viel teureren Angebote annehmen, die ich in der Zwischenzeit von umliegenden Lagerhäusern eingeholt hatte. Damit ist mir eine Last genommen und Helge und Lasse können kommen.

Der lange Besuch

Kurz vor vier Uhr am Morgen piept mein Handy. „Sind gelandet und warten in der Quarantäneschlange!“ steht in der Nachricht die ich erhalten habe. Wenig später sind Helge und Lasse endlich da. Ich zeige ihnen auf dem nächtlichen Parkplatz unser Reisevehikel. Es ist ein Campervan in dem wir alle drei schlafen können und hoffentlich gut durch Australien rollen. Nach einer Mütze Schlaf frühstücken wir auf dem Campingplatz und langsam kommen die Beiden richtig an. Nur einen Tag bleiben wir in Darwin, machen einen Bummel durch die Stadt, fahren raus zum Lee Point und spielen am Strand Wurfscheibe und Essen im Sonnenuntergang leckeres Essen auf dem Mindil-Beach-Market.
In den folgenden Tagen fahren wir in den Kakadu Nationalpark und sehen riesige Salzwasserkrokodile, große Laufvögel (Jabirus), kunterbunte Kingfisher und uralte Felszeichnungen der Aboriginies. Mit einem Stopp im Kathrin Gorge Nationalpark fahren wir südlich ins rote Zentrum Australiens. Australien hat relativ wenige historische Sehenswürdigkeiten aber dafür eine Unzahl von Naturwundern die erforscht werden wollen. Und so fahren wir von Alice Springs aus z.T. über eine üble Buckelpiste zum Kings Canyon und passieren dabei die Simson Gap und Stanley Chasm. Der Rundgang um den Ayers Rock und den Olgas ist bei Tagestemperaturen um die 25 Grad recht einfach. In der Nacht kühlt es im Zentrum empfindlich ab. Nur ein paar Grad über Null sind es am Morgen.
Nach einem weiteren grandiosen Sonnenaufgang am Ayers Rock fahren wir zurück nach Alice Springs und treten danach den langen Weg an die Ostküste an.
Für Lasse sind die drei langen Tagesetappen ein wenig langweilig. Er hört zwischendurch Hörspiele, spielt Videospiele oder sieht sich im „Heimkino“ (dem verdunkelten hinteren Bereich) am Nachmittag die Olsenbande an.
Wenn wir auf den Zeltplätzen ankommen, sind wir vor allem im Northern Territory oft die Jüngsten. Klar, es ist grey season (die „graue Jahreszeit“) in der viele Rentner der Südküste dem kühlen Winter entkommen indem sie mit ihren Wohnwagen und Offroadmobilen nach Norden fahren. Leicht kommt man miteinander ins Gespräch und die netten Schwätzchen machen uns viel Freude.
Nach einem einzigen verregneten Tag in Mission Beach fahren wir Richtung Süden an der Küste entlang. Die Vegetation ist nun üppig und Zuckerrohrfelder säumen den Weg.
Im Vorfeld habe ich ein Highlight organisiert: eine Segeltour auf einem ehemaligen Renntrimaran für drei Tage um die Whitsunday Islands. Ich habe diese Tour schon vor acht Jahren gemacht und fand es traumhaft. Und so gehen wir mit zwanzig Anderen an Bord und sind gleich am ersten Tag nass von der aufgewirbelten Gischt. Dann gehen wir Schnorcheln und bewundern die Korallen und bunten Fische. Am Abend tauchen Schildkröten rings um das Boot auf und schnappen nach Luft und nach Sonnenuntergang wird es mit 11 Iren, 2 Engländern, ein paar Koreanern, Österreichern und zwei weiteren deutschen Mädchen nicht langweilig an Bord. Auch am nächsten Tag geht es so weiter und die steht’s gut gelaunte Crew aus drei Leuten sorgt für gute Stimmung und interessante Erlebnisse. Lasse ist schnell bei allen akzeptiert und darf sogar das Boot steuern, ein Engländer gräbt hartnäckig an dem einen deutschen Mädel und die Iren kämpfen ab vier Uhr nachmittags mit den selbst herangeschafften Bierreserven. Mit wirklich jedem an Bord kann man offen reden und alle fühlen sich sichtlich wohl. So soll das sein!

Wellen und WELLEN

„Das sind keine Wellen. Da macht es keinen Sinn sich ein Bodyboard auszuleihen. Ich zeige Dir richtige Wellen!“ erkläre ich Lasse noch in Mission Beach. Als wir im Surfer el Dorado Noosa, an der „Sonnenscheinküste“ nördlich von Bisbane, ankommen, leihen wir uns schnell ein paar Bodyboards und zwei Neoprenanzüge aus. Lasse bekommt einen Crashkurs im Bodyboarden von mir und ist doch recht beeindruckt von den wahren Wellen. Schnell hat er aber den Dreh raus und gleitet mit den Brechern an Land. Ich leihe mir am nächsten Morgen doch noch ein Surfboard aus und gebe das Bodyboard an Helge ab. Auch sie hat viel Spaß in den Wellen kommt ein paar Mal in die „Waschmaschine“. Meine Surfkünste halten sich immer noch in Grenzen und ich stehe nur einige Male kurz bevor ich wieder in das 18 Grad kalte Wasser eintauche. Trotzdem macht es Spaß. Am dritten Tag gehen wir gleich am Morgen ins Wasser und frühstücken danach auf einem Parkplatz oberhalb vom Strand in der Sonne. Einfach genial!
Der Besuch des Australia Zoo vervollkommnet unsere Annäherung an australische Tiere und nach einem Rundgang durch Brisbane und ein extrem leckeres thailändisches Abendessen sind tatsächlich fast vier Wochen vergangen. Auf dem Weg zum Flughafen kaufe ich noch einen neuen Vorderreifen und dann verabschiede ich Helge und Lasse. Es war eine großartige Zeit und wir hatten viel Spaß zusammen. Diese Familienurlaubsgeschichte war ja nun auch neu für mich. Aber ich denke es hat ganz gut funktioniert. Generell hat Helge und mir die Geschichte mit dem Campervan gefallen. Man kann sich damit einfach irgendwo hinstellen und schläft darin. Die kleine Küche mit dem Herd, dem Kühlschrank, der Spüle und allen notwenigen Utensilien macht vieles möglich. Und wenn man weiter will, wirft man den Motor an und fährt los.
Ich gebe den Leihwagen zurück und warte endlose 7 Stunden am Flughafen auf meinen Flug zurück nach Darwin. Da es keine Gepäckschließfächer mehr gibt (aus Sicherheitsgründen!!!) bleibt mir nichts anderes übrig. In ein paar Tagen geht es zurück ins Outback. Die Pisten warten auf mich…


Mucke auf dem Mindil Beach Market


Salzwasserkroko im Kakadu Nationalpark


Am Abend wird gekocht und ab und an läuft die Olsenbande


Unser Camper am Three Ways Road House


VIP-Behandlung im Fond auf langen Strecken


Kings Canyon


Kühner Schlusssprung


Frühstück irgendwo neben dem Barkly Highway


DAS Boot


...und ein Teil der Mannschaft vor der Kulisse mit Whiteheaven Beach


Fantastic Three

1 Kommentar:

Schäfchen hat gesagt…

Määhh!!!
Einfach nur Määhhh!