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Samstag, 3. Oktober 2009

Der magische linke Stiefel

Räuber

Der Tanami Track startet 20 km nördlich von Alice Springs und führt durch die Tanami Desert. Er soll mich bis nach Nordwestaustralien führen. Über 600 Kilometer sind es bis zu einem der einsamsten Rasthäuser Australiens mit dem Namen Rabbit Flat.
Nach 200 Kilometern geht der ungeteerte Teil los, der gut ausgebaut ist. Stunde um Stunde fahre ich durch die Wüste und begegne kaum einem anderen Fahrzeug. Bei einem Stopp fällt mir die ungewöhnliche Form der Termitenhügel auf. Sie sehen aus, wie übergekochter Schokopudding. So uninteressant auch immer für mich die Landschaft scheint, für die ansässigen Minengesellschaft ist sie voller interessanter Dinge, wie Gold und Diamanten.
Am Abend komme ich in Rabbit Flat an. Die alte Frau am mit Gittern gesicherten Kioskfenster scheint nicht besonders freundlich. Die Gitter sind seit einer Meinungsverschiedenheit mit ein paar Aboriginies angebracht. Der Zeltplatz ist eigentlich nur ein Stück beräumter Busch. Ich finde einen schattigen Platz, lasse mich nieder, koche, esse und gehe früh schlafen.
In der Nacht höre ich etwas ums Zelt schleichen. Wie ein Känguru klingt es nicht. Einmal schaue ich raus, sehe aber nichts. Gegen halb fünf höre ich etwas laut gegen das Zelt schlagen. Ich denke ein Tier ist gegen die Zeltplane gesprungen und mache etwas Lärm, um es zu verscheuchen. Dann öffne ich das Vorzelt und sehe im Schein der Lampe etwas kleines schwarzes unweit vom Zelt liegen. Ich sehe nach und finde eine meiner Socken. Moment, die waren doch in meinen Stiefeln, die ich neben das Zelt gestellt hatte. Ich drehe mich um und finde nur noch einen Stiefel vor. Verdammt! Dingos! Die haben meinen Stiefel!!! Biester! Ich mache meine Linsen rein und suche in Unterhosen und dem Schein der Taschenlampe nach meinem Stiefel. Ich hab keine Lust im Dunkeln in die Büsche zu steigen. Um diese Zeit jagen Schlangen im Busch und Skorpione solls hier auch geben. Ich nehme alles Lose mit ins Zelt und versuche noch ein wenig zu schlafen aber es gelingt nicht recht. Ich überlege was ich jetzt machen soll, wenn ich meinen linken Stiefel nicht wieder finde. In der Sandale fahren ist doch eklig! Hoffentlich geht die Sonne bald auf und ich finde ihn wieder. Wer weiß wie weit dieses Biest meinen Stiefel weggetragen und wie zugerichtet hat. Es soll sich ordentlich verschlucken dran!
Bei den ersten Sonnenstrahlen fange ich an zu suchen. Ich wandere durch den Busch und folge ein paar Spuren über die Farmwege, finde aber nichts. Zurück am Zelt frage ich meine spät angekommenen Nachbarn, was bei Ihnen heute Nacht war. Sie haben auch ein paar Schuhe eingebüßt, sie aber heute Morgen zerbissen wieder gefunden. Sie haben das Tier auch gesehen. Es soll ein relativ großer Dingo gewesen sein, der auch nicht viel Angst hatte. „Was für ein Wachhund bist bitte Du?“ frage ich mich, als ich die Dogge der Zeltnachbarn streichle. „Er hat bei uns im Zelt geschlaffen.“ „Mmhhh!“. Ich hätte erwartet, dass er am morgen noch an einem Ohr des Dingos kaut und dann die leicht beschädigten Schuhe apportiert!
Ich suche weiter und folge ein paar anderen Spuren und tatsächlich finde ich an einer Stelle, an der ich wohl schon drei Mal vorbeigelaufen bin, meinen Stiefel wieder. Am oberen Rand ist an einer sehr kleinen Stelle eine Bissstelle zu sehen. Tja, so eine Cross-Sandahle ist schwer verdaulich. Mit Freude präsentiere ich meinen Fund und mein Nachbar meint nur, dass es ein alter Dingo gewesen sein muss, der keine natürliche Beute mehr machen kann. Sie sehen es dann schnell auf Müll und alles andere ab. Also alles gut, es kann weitergehen.

Vorsicht ist angesagt

Ab der Grenze zu Western Australia wird der Track ein wenig schlechter. Es gibt viele Stellen die sandüberlagert sind und böse Kanten verstecken. Und auch der grobe Schotter hier und da gibt einem das Gefühl in einem Eisenbahnbett zu fahren. Den Wolfe Crater, nur 20 km vom Track entfernt, möchte ich mir nicht entgehen lassen. Die Zufahrt ist sehr schlecht und ich habe auf der sandigen Wellblechpiste einige „Arschwackler“ aber nichts zu schweres. Am Ende lohnt sich aber die Mühe, denn der 850 Meter breite Krater ist ein echter Hammer. In der Mitte gibt es eine Kreisrunde Baumreihe und in dieser sind lauter Blüten. Ein unwirklicher Ort.
Auf den letzten 130 km nach Halls Creek kommt mir die Polizei mit Blaulicht entgegen und stoppt mich. Ob ich über den Wolfes Creek kam und dort den überschlagenen Geländewagen gesehen habe? „Ja ich komme von daher, habe aber keinen Unfall gesehen!“. Es kann nur einer der Wagen gewesen sein, die mir entgegen kamen. Das erinnert mich, dass die Pisten hier kein Spaß sind und selbst Geländewagen verunglücken können.
Ein Blick auf meinen Hinterreifen in Halls Creek belegt eindeutig, dass ich zu schnell war. Eine Stolle ist angebrochen und ein paar kleine Risse sind ringsherum zu sehen. Ich telefoniere am nächsten Tag ein wenig herum aber es ist im Radius von 750 km (von Broome bis Kathrine) kein vernünftiger Reifen zu bekommen. Also muss dieser noch halten. Das heißt ich muss vorsichtig sein ab jetzt. Ach das fällt aber auch schwer!!! Ich werde wieder einen neuen Reifen aus Sydney einfliegen.

Hitze in den Schluchten

Nächster Stopp ist der Purnululu Nationalpark. Die weltberühmten Bungle Bungles liegen hier. Diese wie Bienenkörbe aussehenden Sandsteinberge haben mich schon immer fasziniert. In zwei Tagen besuche ich fast alle Schluchten und Spalten. Besonders die Cathedral Gorge und die Echidna Chasm sind fett!
Am zweiten Tag liege ich den ganzen Nachmittag mit den Füßen im wassergefüllten Falteimer im Zelt. Die Hitze ist nur so zu ertragen.
Als ich in Kununurra ankomme wird es eher noch schlimmer mit der Hitze. In den nächsten Tagen steigt das Thermometer bis auf 40 Grad im Schatten und ich kann mich nur zu einem Ausflug an den nahen Ord Damm und den Argyle Stausee dahinter aufraffen.
Gestern Abend dann wieder ein Geräusch im Vorzelt. Ich leuchte mit der Lampe und sehe irgend etwas, dass versucht sich in meinem linken Stiefel (ja, wieder der) zu verstecken aber es ist zu groß. Was zur Hölle ist das? Ich öffne das Vorzelt um einen Fluchtweg zu schaffen. Dann kippe ich den Stiefel einfach um. Ein Flughund purzelt raus und krabbelt auf allen vieren davon. Ich ziehe meine Kamera und gehe hinterher. Er versucht sich an meinem Bike zu verstecken und hangelt sich über den Hinterreifen, am Tank vorbei zur Lampe und fällt herunter. Dann hat er endlich den Baum erreicht und hangelt sich hoch. Ich denke er wollte an einem morschen Ast landen der abgebrochen ist und er fiel auf mein Zelt. Das die Tierchen nur kopfüber starten können ist dann ein wenig unflexibel.
Heute Abend geht es zum Speedway und morgen auf die Gibb River Road durch die Kymberleys Richtung Westen. Es soll Regen geben in den nächsten Tagen. Das wäre eine nette Abkühlung. Aber bitte keine schwierigeren Flussüberquerungen danach!


Naja, vielleicht trifft es Pudding nicht wirklich...


verkaufe...neueren Baujahrs...Türgriffe neuwertig...leichte Lackschäden...Reifen müssten erneuert werden


Kiosk in Rabbit Flat...einladend ist anders


Endlich Western Australia


Wolfe Crater


Bungle Bungles


Nahe der Mini Palms Gorge


Eingang zur sehr engen und mind. 300 Meter langen Echidna Chasm


Verwandt mit dem Baobab aus Madagaskar. Heißt aber hier nur Boab Tree. Dieser ist geschätzte 2000 Jahre alt.


Lake Argyle


Hey Batman, runter von meiner Karre aber ganz schnell!!!

3 Kommentare:

Schäfchen hat gesagt…

Mäh...

..Australien schließt dich ja doch langsma in sein Herz, und du es in deines, neh ich an.
Aber jetzt wollen wir mal hier nicht sentimental werden.
Ich hätte zu gern ein Video von:
"Ich mache meine Linsen rein und suche in Unterhosen und dem Schein der Taschenlampe nach meinem Stiefel."

Anonym hat gesagt…

Salve!
Einen linken Cross-Schuh mit Dingo Bissen -> Thumbs up! Flughund am Tank - obergeil! So muss das laufen!
Aber beschwer dich doch nicht über die Temperaturen, arbeite mal bei 45° bei 'nem Farmumbau...

Super Bilder - in den Nächten musst du halt in Schichten schlafen und Wache halten :-)

peace out

Kroatien 2009 hat gesagt…

einen schönen Gruß von der Kroatien Segeltour 2009

wir wünschten uns wir hätten hohe Temperaturen, viel Spass noch

Henry, Ulf, Katja und der Rest der Crew