Gefahrene Route

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Samstag, 28. Juni 2008

Pilze und kranke Videospiele

Mehr aus Oslo

Komme aus dem Pub in dem ich die erste Halbzeit des Spiels Deutschland/Türkei gesehen hab zurück zum Bike und bin nun wahrlich nicht mehr allein. Wo vor zwei Stunden noch 20 Zweiräder stehen sind nun mehr als 200. Und meine Karre mittendrin. Wie sich herausstellt hab ich mich unbeabsichtigt am mittwöchlichen show off beteiligt. Neben den ganzen Harleys und Reistöpfen sieht mein Bike riesig aus und ragt heraus. Schnell kommt man mit ein paar Norwegern ins Gespräch. Ob dies und das so Original am Moped ist ... meist ist die Antwort: no! Nebenbei böllern die Harley-Brothers vorbei das einem fast das Essen aus dem Gesicht fällt. Fehlt nur noch ein burn out. Als das Gespäch auf meine Pläne kommt, sage ich, dass ich zunächst zum Nordkap will. "Hast Du genug Zeit mitgebracht?", lautet die Frage. "Eineinhalb Jahre" ist die Antwort. Kurzes Stocken auf der Gegenseite. "Then you are a lucky man".

Neben der Bike-Szene lerne ich auch die Sportgeschäfte Oslo's (oder "Uschlu" wie der Norweger sagt) kennen. VauDe ist hier eine unbekannte Marke und Ersatzstangen für's Zelt gibt es nirgendwo. Ich frage den Kundendienst in Deutschland per Mail an und man erklärt sich bereit, mir die kaputten Zeltstangen kostenlos zuzusenden. Nur die Maße müsste ich nennen... (?)

Hardangervidda

Der Weg von Oslo nach Bergen ist lang. Daher übernachte ich nach 170 km auf einem kleinen Campingplatz. Am nächsten Tag geht es gut los...Sonnenschein. Ich fahre "die alte Straße nach Bergen". Die neu gebaute Straße verläuft weiter nördlich und ist voll mit LKW's und weniger kurvig. Die Vegetation nimmt ab und irgendwann überquere ich das erste Fjell nach Geilo, einem Ski-Gebiet. Hier stehen lauter Hütten aneinander um den Ski-Urlaubern Übernachtungsplatz zu bieten.
Nach Geilo geht es wieder hoch und diesmal zeigt mein Höhenmesser am GPS 1100 Meter an. Ich bin auf der Hardangervidda, der größten Hochgebirgsebene Europas. Hier lernten schon Nansen und Ammundsen den Langlauf und trainierten später für Ihre Expeditionen.
An einem See halte ich. Die Landschaft ist karg und teilweise mit großen Schneeflächen betupft. Es ist ganz still und nieselt leicht. Ein erster besonderer Moment, den ich genieße.

kranke Videospiele und nasse Socken

Auf dem weiteren Weg gibt es viele Tunnel zu durchfahren.
Norweger sind Spezialisten im Tunnelbau. Sie haben große Teile ihres Landes dadurch erst befahrbar gemacht und exportieren ihr gesammeltes Wissen und Material weltweit.
Wenn man in einen Tunnel hineinfährt, gibt es erst ein paar hellere Lichter, dann kommen die "Taschenlampen". Da ich immer noch die Sonnenbrille aufhabe, ist es für mich ein wenig dunkler als für die anderen. Der Tunnel ist dann leicht drei bis vier Kilometer lang und oft auch noch kurvig.
Für mich ist das immer wie ein krankes Videospiel. Ich kann die Maschine unter mir nicht mehr sehen, nur fühlen. Schlimmer noch ist, das ich den Untergrund nicht mehr "lesen" kann. Das macht einem Motrradfahrer immer ein ungutes Gefühl. Und wenn man den Tunnel verlässt... Überraschung(!!!)...auf der anderen Seite des Berges regnet es und es kommt am besten gleich eine Haarnadelkurve.
Bei der Wahl meiner Schuhe gab es zwei Alternativen: sicher oder wasserdicht. Ich hab mich für Ersteres entschieden. Das bringt mit sich, dass nach kurzem Regen bereits meine Fusspitzen nass werden. Wasserdichte Socken hab ich verpennt zu kaufen und hier wollen die 449 Kronen dafür. Ich hab mir hier beim Discounter für 5 € fünf Paar Socken gekauft und will jetzt bei Regen einfach den alten Lanzer-Trick mit den Tüten im Stiefel ausprobieren. Das gibt entweder trockene Füße oder einen Eintrag im Guinness-Buch, wegen der größten Pilze an einem lebenden Menschen die je gesichtet wurden.

Bergen

Wieder ein Superlativ: Bergen ist mit fast 300 Regentagen die feuchteste Stadt Europas...und empfängt mich mit Sonnenschein.
Mit dem Bus komme ich schnell am Hafen an. Hier ist Wochenmarkt und ich fühle mich nach Südfrankreich zurückversetzt. Verdammt, ich brauche mehr Jaques Brel auf dem Ipod. Ein Chanson von ihm auf den Ohren ... das wäre es jetzt. Aber auf der anderen Seite bin ich nicht am Mittelmeer ... oder in der Südsee.
Hier werden neben herrlich frischem Fisch natürlich auch Norwegerpullover verkauft. Handgestrickt von der Omi die nicht mehr aus ihrem Bergdorf rauskommt.
Dann laufe ich durch die Bryggen, einem erhaltenen Mini-Stadtteil aus Holz und fahre mit der Bergbahn auf den Flöyen, den Hausberg Bergens (Wortspiel?).

By the way

In der Karte wird jetzt auch zyklisch meine tatsächliche Reiseroute als rote Linie aktualisiert. Mit dem Link unter der Karte kann man sich das auch bequem in Google Earth anschauen. Möglich macht das mein treuer Garmin-Begleiter, der alles mitloggt. Demnächst werden auch die Bilder geokodiert und ortsgebunden verfügbar sein.

Hier noch ein paar Fotos:


Hier haben doch die Süddeutschen die Hände im Spiel...


Welt noch in Ordnung...Parkhäuser sind ledig


Norwegisches Astronautenfutter zum Frühstück...inkl. Kraftprobe um es bei kaltem Wetter rauszubekommen


wednesday show off


Damit wäre ich vor 25 Jahren losgefahren (R 80 Basic)... it's a beauty.


Hardangervidda


Mein erster umfahrener Fjord

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na das klingt doch Sascha.
Das mit dem der Route bei google earth ist natürlich top. Ich könnte dich quasi fragen, hast du den Baum da links am Straßenrand 10 km vor Bergen gesehen?
Die Hardangervidda Landschaft ist auch schon mal sehr beeindruckend.

Anonym hat gesagt…

Hallo Sascha ist ja ne super tolle Landschaft da wo du bist. Hoffe ich bekomme bald ne Karte von dir würde mich riesig freuen. Wünsch dir viel Spaß auf deiner weiteren fahrt lieb dich dein Schwesterherz

P.s. schöne grüße von Thomas

Anonym hat gesagt…

Hallo Sascha,

Habe gerade Deine letzten Berichte gelesen und Fotos begutachtet und man hat den Eindruck du hast Spaß. Musste jeden Falls viel Lachen. Ich glaube das deine Reise noch sehr interessant werden wird. Die defekten Teile kannst du vielleicht sammeln und später bei Ebay versteigern, wenn du deine Reise in einem Buch und Film veröffentlicht hast. Als Merchandizing so zusagen.

Viele Grüße
von Henry und Daniela

Anonym hat gesagt…

Hallo Sascha,

klasse Blog: schöner Schreibstil und Bildungsauftrag definitiv erfüllt. Viel Spaß noch und sag meiner Chefin nicht, dass ich während der Arbeit in Deinen Blog schreibe ;-)

Grüße
Bräsi

Anonym hat gesagt…

Morgen!!!
Hey Landstriecher, wir haben auch den Eindruck, dass du einen ganz guten start hier hinlegst.
Die Norweger sind schon ein lustig Völkchen - Tak.

Halte weiter die Ohren steif:
Hunt hard - kill swifty - and never apologize!

Beste grüße und löse das Sockenproblem!

Mario + Janine