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Freitag, 20. März 2009

Urwaldspende

Dschungelabenteuer

Ich will die Ostküste hinauf fahren. Eine Nacht schlafe ich Mersing und eine in einem Bungalow in Cherating, einem kleinen Ort direkt am Meer. Es regnet als ich ankomme und es regnet immer noch am nächsten Tag als ich aufbreche. Das Bike steht in einer großen Pfütze.
So kann das nicht weiter gehen! Irgendwie ist der Monsoon dieses Jahr ausgeprägter an der Ostküste. Normalerweise sollte er vor ein paar Wochen abgeschwollen sein. Aber nix da.
Ich beschließe ins Inland zu fahren. Mein Ziel ist Kuala Tahan am Rande des Tama Negara Nationalparks. Es ist ein Urwaldnationalpark im Herzen der malayischen Halbinsel zu dem nur diese eine 50 km lange Stichstraße führt.
Ich habe keine Lust auf geführte Gruppenexpedition und laufe allein los. Zuerst geht es mit dem kleinen Fährboot auf die andere Seite des breiten Flusses. Dann sage ich kurz Hallo beim der Nationalparkbüro und gehe dann mit einer Karte bewaffnet los. Erstes Ziel: der angeblich längste Hängebrückenrundgang der Welt … 550 Meter durch die Baumwipfel des Urwaldes.
Danach auf einen kleinen Hügel mit herrlicher Aussicht. Hier drehen die meisten um und laufen zurück. Aber ich will einen Rundgang machen. Also wieder den rutschigen Pfad abgestiegen (es hatte übrigens in der Nacht zuvor geregnet).
Dann an einer Weggabelung nach rechts und nach 700 Meter steht ein Schild das besagt, dass man hier links abbiegen soll wenn man zu einem der Aussichtspunkte für Tierbeobachtungen kommen will. Da will ich hin. Aber in der Richtung ist der Fluss…
Ok, verstanden. Man muss normalerweise hier übersetzen. Es ist aber nun kein Boot da. Wie tief ist es denn? Scheint zu gehen. Ich kann die Steine am Boden sehen.
Also Schuhe und Strümpfe aus und an den Rucksack gebunden und hineingewatet. Das Wasser ist warm und hat eine ganz schöne Strömung. Die Steine am Grund sind glatt und zwischen ihnen gibt es tiefe Spalte. Langsam taste ich mich vor. Ein paar Mal, ringe ich mit dem Gleichgewicht. Auf der anderen Seite liegen Baumstämme im Wasser. Dann die Böschung auf der anderen Seite hoch und ich habe den Fluss besiegt. Einen Blutegel schnipse ich mit dem Messer von meinem Strumpf. Er wollte sich gerade durcharbeiten.
Ich finde den Beobachtungsstand ein paar Hundert Meter entfernt. Er hat zwei Etagen und von der obersten kann man, wohl mehr am Abend oder in der Nacht, auf einer Lichtung Tiere beobachten. Jetzt ist nix los.
Ich schwitze. Die Luftfeuchtigkeit ist wieder Hölle heute. Von meinen zwei Litern Wasser ist nur noch ein Halber übrig.
Ok, die Karte sagt, dass ich nur dem Weg südwestlich und dann südlich folgen muss, um wieder am Parkeingang anzukommen. Aber wo startet der Weg? Muss irgendwo hier sein.
Aha, hier hat man schon ein Hüllrohr gelegt. Das geht diesen schmalen Pfad entlang und muss irgendwo hin führen. Ich folge den Hüllrohren. Der Pfad wird allerdings irgendwann nahezu unsichtbar. Es geht vorbei an Lichtungen mit nur zwei Meter hohen Pflanzen, durch schlammige Teile und an Urwaldriesen vorbei. Genau mein Ding. Allerdings endet das Hüllrohr nach ca. zweieinhalb Kilometern einfach. Aber macht nix, ich hab mein GPS dabei. Ok, der Parkeingang ist 1100 Meter südlich von hier. Ich müsste also nur in der Nähe des Flusses bleiben. Leichter gesagt als getan. Nach weiteren 200 Metern ist fast kein durchkommen mehr. Überall Lianen und eine Art Palmwedel mit Widerhaken die sich in meine Kleidung krallen. Der Urwald scheint mich nicht in diese Richtung zu lassen. Das Wasser ist inzwischen alle und ich gehe ein Stück zurück an den Fluss, wo ich an einer Stelle einen Zugang zum Wasser gefunden habe. Ich habe die Wahl umzukehren, wieder durch den Fluss zu waten, über den Berg und vorbei an den Hängebrücken zu laufen oder einfach hier auf ein Boot zu warten. Umkehren ist die letzte Option. Ich setze mir eine Deadline auf 16:15 Uhr. Dann müsste ich loslaufen um noch vor Sonnenuntergang zurücklaufen zu können.
Dann kommen Boote den Fluss hinauf. Es sind die typischen Langboote…mit Touristen drauf. Ich muss zwar flussabwärts, mache mich aber trotzdem bemerkbar. Sie hören mich wegen des Motorlärms nicht und passieren mich. Dann vergeht eine halbe Stunde und kein Boot kommt. Falter landen auf mir und trinken meinen Schweiß, die Moskitos nehmen zu. Dann ein Boot flussabwärts. Daumen raus und rufen…sie sehen mich und…fahren ungläubig schauend vorbei. Nach 5 Minuten kommen sie zurück. Sie haben die Touries abgeladen und schauen nun nach mir. Ich stehe mit beiden Beinen auf zwei Baumästen die über das Wasser ragen. Sie wollen 60 Ringgit für die Fahrt (15 Euro). „Jungs, dass ist ein Kilometer und 5 Minuten Fahrt für Euch. So schnell verdient keiner sein Geld!“. Nein, dass sei der Preis. Da bin ich zu stolz für. Abzocken lasse ich mich nicht und schicke sie weg.
Richtig so, denn nach weiteren 10 Minuten., 5 Minuten bevor mein eigenes Ultimatum abläuft, kommt ein Boot das mich mitnimmt. Die Jungs wollten nicht mal Geld haben aber ich stecke Ihnen trotzdem was zu und sie freuen sich.
Zurück im Hotelzimmer will ich nur noch duschen und stelle fest, dass ich doch an der Blutspende teilgenommen habe. Vier der Abnehmer sind schon weg oder ich habe sie unwissentlich zermalmt und einer sitzt auf meinem Steißbein und nuckelt mir den Saft raus. Was machen? Zunächst denke ich „Trink nur ruhig aus…“. Aber dann wird es mir dich zu lang und der alte Zahnpastatrick wirkt und der Kollege lässt sofort ab von mir.
Ich muss schon sagen, der Gerinnungshemmer den die Biester verwenden ist wirklich super. Mir tropft noch 4 Stunden später der Saft aus der Wunde. Und wo bekomme ich jetzt meine Spendenentlohnung?
Was für ein Urwaldtrip! So liebe ich das!

Tigerstaat samtweich

Weiter geht es Richtung Norden. Es gibt viele Palmölplantagen von beträchtlicher Größe. Einige sind noch recht jung. Da stand mal Urwald vor nicht allzu langer Zeit.
Aber alles ist grün und die Leute sind sehr liebenswürdig. Bevor ich nach Malaysia fuhr, kam mal wieder der Spruch „Ach da willst Du hin, ja sei da mal vorsichtig…ist nicht so wie bei uns hier…“. Ach, wie oft hab ich das schon gehört, von den Rumänen über die Bulgaren, von den Syrern über die Jordanier…
Malaysia ist fest in muslimischer Hand. Viele Frauen tragen den muslimischen Hedjab und der Muezin ruft mehrfach am Tag. Aber die muslimischen Regeln werden nicht so streng gehandhabt wie im nahen Osten. Selbst Frauen sprechen mich an und fragen woher ich bin. Jeder hat ein Lächeln für mich und einen Gruß. Schön!

Stamp here and sign here...thanks

Die Grenze nach Thailand macht mir ein wenig Sorgen. Es ist der Papierkram der im Mittelpunkt meiner Bedenken steht. Im Internet gibt es verschiedene Berichte wie die Einfuhr eines Motorrades erfolgt. Manchmal bekommt man eine temporäre Einfuhrerlaubnis für 30 Tage und das Carnet wird abgelehnt. Das würde für mich Probleme bereiten, da ich mein Bike für mehr als 30 Tage im Land lassen will, nämlich auch für die Zeit in der ich in Deutschland bin.
Also halte ich die Luft an, als ich über die Grenze nach Thailand rolle und bin auf alles gefasst. Mehrere priorisierte B-Pläne habe ich im Kopf. Ohne die ist man auf so einer Reise schnell am Ende.
Nachdem mein Pass gestempelt wurde fahre ich zum Zoll-…Schreibtisch unter einem Sonnenschutz. Ich laufe gleich mit dem Carnet in der Hand auf den Verantwortlichen zu. Er nickt lässt sich das Papier geben und öffnet schon mal das Stempelkissen. Dann erkläre ich ihm wo er stempeln und unterschreiben muss und verabschiede mich höfflich. Alle Augen verfolgen mich, bis ich aufgesessen und abgefahren bin. Ich bin drin.
Thailand ist ein wenig ungeordneter als Malaysia…aber sympathisch.
Ich tanke voll und fahre Richtung Songklah. In den nächsten Tagen muss ich mich etwas sputen um nach Bangkok zu kommen. Dort muss ich als letzte Hürde noch einen sicheren Unterstellplatz für mein Bike finden.




...das schwankt ganz schön...


Saß nur da


Blick nach Norden


Eine der kleineren sehr befahrenen Straßen...


Irgendwo da muss es lang gehen


Riecht auch gut


Daumen raus


take me home

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Määhhh,

in Deutschland könnte man auch grad den Eindruck gewinnen, als wäre hier Monsun - so Dreckswetter seit 3 Wochen - und ich bin da nicht so empfindlich wie Andere.