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Dienstag, 15. September 2009

Sydney - Am Ziel

Der lange Weg nach Süden

3200 km sind es vom Cape Tribulation bis nach Sydney. Sprich, es wird eine lange Fahrt. Da ich schon recht viel von der Ostküste kenne, beschließe ich, so schnell wie möglich nach Sydney durchzuziehen. Sechs Tage sollten reichen.
Es stellt sich heraus, dass es sehr lange sechs Tage sind. Am Ende eines jeden Tages ist mein Hintern taub und ich bin heilfroh satt im Zelt zu liegen. Auch vergeht die Zeit auf den Fernstraßen nur halb so langsam wie auf den offroad Pisten. Bei Letzteren musste man ja immer hochkonzentriert auf jeden Stein achten. Auf der Straße gleitet man einfach nur Stunde um Stunde dahin.
Eine nette Abwechslung ist ein Spaziergang zum Leuchtturm in Bayron Bay. Dies ist nun der östlichste Punkt des australischen Kontinents. Es ist immer wieder schön hier zu sein. Lange schaue ich den Surfern zu, die auf endlosen Wellen, fast parallel zum Strand dahin gleiten.

Triumph

Ich bin wirklich froh als ich endlich die letzte Tagesetappe antrete. Von Port Macquarie aus fahre ich Richtung Süden über dem Pacific Highway. Noch 35 Kilometer vor Ankunft ist von Sydney nichts zu sehen. Links und rechts erstrecken sich unberührte Täler und einsame Meeresarme. Kaum ein Haus oder eine größere Straße. Dann aber beginnen die Vororte. Endlich! Ich bleibe auf dem Highway. Ich wurde vorher gewarnt, dass die Fahrt über die Harbour Bridge ohne elektronischen Marker (bar bezahlen ist heute nicht mehr) in einem Foto und einem Bußgeld endet. Aber mit meinem Leipziger Kennzeichen denke ich nur „F…, findet mich!“.
Gegen 14 Uhr Ortszeit ist es dann soweit. Ich erkenne die Brücke lange davor. Als ich den ersten Pfeiler passiere, sehe ich die Skyline und die Opera zu meiner Linken. Mein Herz rast. Ich stehe auf den Rasten, die rechte Hand am Gas, die linke Hand über Kopf zur Faust geballt und schreie aus voller Lunge „Ich bin da … ich hab’s geschafft!“. Es ist ein Moment unglaublicher Klarheit, ein Moment von dem ich lange geträumt habe. Es ist leider keiner da um ihn zu teilen aber ich werde ihn nie vergessen!
Als ich von der Brücke rolle kommen mir die Tränen. 14 Monate, 53000 km, 23 Länder mit dem Bike. Viele hielten mich für verrückt als ich loszog. „Vom Nordkap nach down under“… ich wusste immer, dass es geht!

Hausbesetzer

Mario, ein ehem. Kollege der nun in Sydney lebt, sollte eigentlich bei meiner Ankunft da sein aber musste natürlich kurz vorher dienstlich nach London. Also darf ich allein in seinem Zimmer in einem Haus in Glebe einziehen. Ich finde die Adresse schnell. Prescilla, Marios Mitbewohnerin hat den Schlüssel im Briefkasten versteckt und ich lasse mich rein. Im Hof wird das Bike geparkt und dann mache ich mich frisch. Das alte Haus hat den typischen Schnitt eines englischen Arbeiterhauses. Im Erdgeschoss ist kurz nach der Eingangstür die gute Stube und nach ihr folgt in einem Anbau die Küche. Die Treppe hinauf findet man zwei Zimmer. Alles hat sehr schöne hölzerne Dielen und ist vor nicht allzu langer Zeit gestrichen worden. Das Bad und Toilette über den Hof erreichbar sind, stört mich nicht.
Erst am nächsten Tag lerne ich Prescilla persönlich kennen. Sie kommt aus Neukaledonien und ist schon seit fünf Jahren in Sydney. Sie ist wirklich nett und wir kommen gut aus.
Glebe liegt nur etwa 2 km von der Innenstadt entfernt. Schnell lerne ich viele Wege im Viertel kennen. Die alten Häuschen sind z.T. herrlich ausgebaut und nur sehr wenige kalte Neubauten sind zu sehen. Alles wirkt relaxt aber dennoch lebendig. Auf der Glebe Point Road kaufe ich in einem kleinen Gemüseladen ein. Weiter Richtung Süden schließt sich der Victoria Park und die Universität von Sydney an.
Die Tage vergehen mit Wartungsarbeiten am Bike, Spaziergängen durch die Stadt und auch einigem Ausruhen. Ich kenne Sydney und war schon zwei Mal da aber nun erlebe ich es mehr aus der Bewohnerperspektive, was mir sehr gefällt. Am Abend koche ich oft für Prescilla, um mich ein wenig für die Gastfreundschaft zu bedanken.
Es stellt sich übrigens heraus, dass meine obere Dämpferaufhängung absolut in Ordnung ist. Dafür ist ein Bolzen der Motoraufhängung lose und die vorderen Radlager sind hinüber. Beides lasse ich bei einem BMW-Händler beheben. Dann gibt’s noch einen neuen Satz Reifen. Das war auch gut so. Der Hinterreifen wäre mir nach weiteren 500 km wohl um die Ohren geflogen. Einen Ölwechsel und die dringende Reinigung des Luftfilters erledige ich im Hof!

Noch nicht fertig...

Das Ziel der Reise, der südöstlichste Punkt, Sydney, ist erreicht. Nach Hause fliegen werde ich aber von Perth aus. Noch einmal will ich den fünften Kontinent durchqueren, nach Broome, im Nordwesten. Von dort aus fliege ich für eineinhalb Wochen nach Sydney zurück um Helge zu treffen. Dann geht es nach Perth, zum wirklichen Abschied meiner Reise.
In den letzten Tagen habe ich alles für die Verschiffung des Motorrades von Perth aus klar gemacht. Schenker, die Logistiktochter der Deutschen Bahn, hat mir ein gutes Angebot gemacht. Eine Kiste für die Verschiffung kann ich wohl sehr billig beim örtlichen BMW-Händler kaufen. Also „no worries“ (keine Sorgen…wie die Aussies sagen) auch hier.
Es fällt nun ein wenig schwer Sydney zu verlassen. Ich kann verstehen warum es Mario hier gefällt und werde wohl auch ein wenig den Luxus von guten Mahlzeiten und einem echten Bett vermissen. Aber hey, das kann ich in zwei Monaten zu Hause auch haben. Jetzt muss erst mal der neue Hinterreifen gemeuchelt werden!


Bayron Bay


Leuchtturm Bayron Bay


Gruß von Mario auf dem Bett...ok, wenn Dir an Deinem Bett so viel liegt...dann eben nicht!


Das Haus in Glebe.


Um nachzusehen wie der Dämpfer aussieht, musste ich natürlich wieder ein wenig Hand anlegen!


Been there, done that!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch!!!! Ich denke du hast viele heimliche Verehrer, die gern an bzw. mit dir das Ziel durchquert hätten. Mich eingeschlossen :-)!
Dann genieße noch die letzte Etappe und komme gut wieder zurück in die Heimat!

Gruß aus Erfurt! (Andre, Nadine u. Eirik)

Anonym hat gesagt…

Alle Achtung und herzlichen Glückwunsch auch von mir!!
Viel Spaß noch in den restlichen Wochen - wir bekommen hoffentlich noch weitere interessante Berichte zu lesen.
viele Grüße von Katrin (und auch von Frank und Sonja :-) )

Steffen hat gesagt…

Hallo Sascha,
endlich ist also das Ziel erreicht, meinen Glückwünsch und mein Respekt, das war schon eine beeindruckende Leistung.
Eine kleine Träne ist aber auch dabei, es war/ist immer sehr interessant und unterhaltsam, Deine Reportagen zu lesen.
Dann noch viel Spaß auf dem letzten Stück.
Bis bald in LE, Steffen

Anonym hat gesagt…

Salve!!
Byron - hoffe du hattest einen guten Surf dort :-) Hab einige Hochzeiten dort am Strand gesehen, merken wir uns für später vor, ge ;-)

Klasse-> Die Harboure Bridge sieht ohne Sandsturm also so aus... aha.

Schäfchen hat gesagt…

Määhh...
..Congrats zum Erreichen deines Ziels. Muss ein tolles Gefühl sein, ein bisschen kenn ichs ja, aber 14 Monate und 53 TKM sind schon was anderes als 7 Tage und 4000 Höhenmeter.

Der Hinweis vom Majo ist absolut authentisch.